2016-11-06 08:28:00

„Facebookfreunde machen oft einsam“


Viele Jugendliche sind heute trotz hunderter Facebook-Freunde einsamer und verzweifelter als früher. Darauf machte der oberste vatikanische Jugendseelsorger, Pater Joao Chagas, am Wochenende bei einer Tagung in Wien aufmerksam. „Je mehr ‚Freunde’, desto größer meistens die Einsamkeit. Denn was man in den sozialen Netzen preisgibt, ist ein geschöntes Bild. Man zeigt eine Maske, um nicht ausgelacht zu werden.“

Chagas plädiert deshalb dafür, dass gläubige Menschen und die Kirche insgesamt Jugendliche mehr anhören und sich von ihnen über ihr Leben erzählen lassen. Dazu habe der Papst in seinem Apostolischen Schreiben „Evangelii gaudium“ (2013) aufgerufen. Er spreche von der Barmherzigkeit, auch im Blick auf die nicht geglückten Seiten in den Leben der jungen Menschen, und rufe zu Geduld, Zuhören und Hinführen auf einen „Pilgerweg“ auf.

„Sie sollen sich auch mit ihren Schwächen angenommen fühlen, denn für viele Jugendliche gibt es trotz breiter oberflächlicher digitaler Vernetzung niemanden, der sie annimmt, wie sie sind“, so Pater Chagas. Der 42-jährige brasilianische Ordenspriester war maßgeblicher Mitgestalter der Weltjugendtage von Rio de Janeiro und Krakau und wurde jetzt von Papst Franziskus zum Leiter der Jugendsektion im neuen Vatikan-Dikasterium für Laien, Familie und Leben ernannt.

Chagas sieht in vielen Ländern - darunter Brasilien - seit ca. 15 Jahren ein Anwachsen von robuster Jugend-Religiosität innerhalb der katholischen Kirche. In den Jahren 1970 bis 2000 habe die Kirche hingegen viele Menschen, vor allem Jugendliche verloren.

Heute genüge es allerdings nicht mehr, in einer katholischen Tradition aufgewachsen zu sein, so der Theologe: „Es gibt die alte religiöse Kultur vielerorts nicht mehr. Die Jugendlichen heute sind Katholiken, weil sie lebendige Glaubenserfahrungen gemacht haben. Da geht es um Gebet, um Gemeinschaft, um den Dienst am Nächsten, der Hilfe braucht.“

(kap 06.11.2016 sk)








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