2016-11-06 14:50:00

Italien: „Geschichte bittet uns nicht um Erlaubnis“


Der Erzbischof von Europas größtem Bistum fordert in der Flüchtlingskrise „eine Art Marschallplan zumindest auf europäischem Level“. Das sagte Kardinal Angelo Scola, Erzbischof von Mailand, der Tageszeitung „La Stampa“ von diesem Sonntag. Das Problem müsse überlegt „sowohl in den Herkunftsländern wie in unseren Ländern“ angegangen werden. Scola wörtlich: „Wir erklären zu wenig, so lassen wir Platz für Instrumentalisierungen. Die UNO-Zahlen zeigen klar, dass Millionen Menschen derzeit in Bewegung sind. Die Geschichte fragt uns nicht um Erlaubnis, ob sie solche Prozesse auslösen darf. Sie verlangt aber von uns, dass wir ihnen eine Richtung geben.“

Die Antwort der Kirche auf die Flüchtlingskrise müsse in der unmittelbaren Aufnahme und Hilfe liegen. Die Aufgabe der Politik sei eine andere, so Scola. Der Erzbischof feiert am Montag seinen 75. Geburtstag und hat deshalb, dem Kirchenrecht entsprechend, seinen altersbedingten Rücktritt als Mailänder Erzbischof eingereicht.

Scharf kritisiert er in dem Interview die Haltung der EU. „Wir Italiener müssen sehr hart gegenüber diesem Europa auftreten, weil es uns allein lässt. Das ist ein sehr häßliches Symptom für die Zukunft des Kontinents, hoffentlich ist das keine tödliche Krankheit! Die Krise Europas ist unglaublich tief.“

(la stampa 06.11.2016 sk)








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