2016-11-05 19:25:00

Päpstliche Akademie fürs Leben stellt sich neu auf


Es ist eine Art Relaunch: Die Päpstliche Akademie für das Leben, 1994 von Johannes Paul II. gegründet, hat ein neues Statut – oder fast. Franziskus hat die bisherige Satzung überarbeitet und erweitert. So dass nicht mehr nur „die Förderung und der Schutz des menschlichen Lebens“ Ziel der Einrichtung sind, sondern auch Geschlechter- und Generationenforschung sowie individuelle Schutzrechte, eine „Humanökologie“ und das Verhältnis zwischen Mensch und Umwelt.

„Die neue Satzung gehört zum neuen Horizont der Römischen Kurie“, erklärt uns der Präsident der Akademie, Bischof Vincenzo Paglia. „Franziskus will die Kurie dynamischer, näher dran an den Fragen von heute. 22 Jahre nach Gründung der Akademie ging es darum, die Dynamik neu zu definieren und den Horizont neu zu zeichnen. Damit sie nicht nur gute Beratungsarbeit leistet, sondern dank ihrer vielen Mitglieder auch in der Forschung eine Rolle spielt.“

Apropos Mitglieder: Hier findet sich eine weitere Neuerung. Denn die Mitglieder wie derzeit etwa der deutsche Arzt und Autor Manfred Lütz werden nicht mehr faktisch auf Lebenszeit ernannt, sondern auf jeweils fünf Jahre – Verlängerung möglich. „Die Unterschiede zwischen altem und neuem Statut betreffen den Inhalt und die Struktur. Bei der Struktur ist wichtig, dass immer wieder neue Mitglieder berufen werden können – das macht die nötige Erneuerung einfacher.“

„Vor allem aber“, so Paglia, „stellt sich die Akademie inhaltlich breiter auf. Das ist der Paragraph 3 von Artikel 1: Die Akademie soll alles behandeln, was den Menschen betrifft, in seinen verschiedenen Lebensaltern... auch die Förderung der Lebensqualität, in materieller und spiritueller Hinsicht... Die Akademie soll sich nicht mehr auf die klassischen Fragen der Bioethik beschränken, vielmehr öffnet sich da gewissermaßen ein humanistisches Feld. Es geht ums Nachdenken über soziale, wirtschaftliche und auch ökologische Implikationen, damit das Leben für alle besser wird, vor allem für die Schwächsten.“

Die neue Satzung fordert die Akademie für das Leben zur engen Zusammenarbeit mit anderen Organismen in der Welt der Bio-Wissenschaften auf – ausdrücklich auch mit nicht-katholischen und nicht-christlichen Forschern. „Entscheidend ist der humanistische Horizont, mit dem Vorrang der Würde des Mannes und der Frau. Das wird für uns jetzt ein wesentlicher Akzent: Wir suchen die Zusammenarbeit mit orthodoxen, anglikanischen oder protestantischen Forschern, mit Juden, Hindus, Buddhisten, Muslimen – mit allen, die innerhalb dieser humanistischen Perspektive an dieser heiklen Grenze arbeiten und forschen, die die Zukunft der Menschheit betrifft. Beispiel: Die Frage der Gene, der Biotechnologien, der Robotik.“

Die Akademie soll künftig vor allem mit der neu geschaffenen Vatikanbehörde für Laien, Familien und Leben zusammenarbeiten, nicht wie bisher mit der Glaubenskongregation und dem inzwischen aufgelösten Päpstlichen Rat für die Familie. In diesem Zusammenhang schafft der Papst die Verpflichtung neuernannter Mitglieder ab, einen ethischen Treueeid zu unterschreiben. Um Ehrenmitglied der Akademie zu werden, genügt für ordentliche Mitglieder nicht mehr die Vollendung des 80. Lebensjahrs; vielmehr ist eine Ernennung des Papstes erforderlich. Zusätzlich wird eine eigene Mitgliedschaft für Nachwuchswissenschaftler bis 35 Jahre eingeführt.

(rv 06.11.2016 sk)








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