2016-11-05 13:00:00

Ministerpräsidentin Kraft beim Papst: Lob präventiver Politik


Unbegleitete junge Flüchtlinge sind ein Thema für die Politik im Bundesland Nordrhein Westfalen, die Ministerpräsidentin des Landes, Hannelore Kraft, war an diesem Samstag in Rom, um in einer Audienz mit Papst Franziskus darüber zu sprechen. Sie wisse, dass Flüchtlinge ein wichtiges Anliegen des Papstes seien, so Kraft bei einer Pressebegegnung nach der Audienz, deswegen habe sie konkret aus dem Alltag der Politik vor Ort berichten wollen. „Wir haben insgesamt in NRW im vergangenen Jahr 350.000 Flüchtlinge aufgenommen, davon sind etwa 200.000 geblieben, darunter sind zur Zeit rund 12.500 unbegleitete Minderjährige.“

Ministerpräsidentin Kraft wurde von ihrer Stellvertreterin Sylvia Löhrmann begleitet, außerdem von einem Teil einer Familie: Vater und Tochter waren gemeinsam mit einem jungen 15jährigen Flüchtling bei der Papstaudienz dabei, der Afghane war unbegleitet nach Deutschland geflohen und lebt jetzt in der insgesamt fünfköpfigen Familie.

Bei den wachsenden Flüchtlingszahlen hätten die Jugendämter allein das gar nicht schaffen können, berichtet Kraft, deswegen sei der Kreis Euskirchen - aus dem die Familie kommt - kreativ geworden. „Wir wissen, wie wichtig das ist, bei der Integration früh gut einzusetzen, deswegen hat der Kreis einen Aufruf in die Bevölkerung gemacht und es haben sich etwa 180 Familien gemeldet und inzwischen sind 30-40 Jugendliche in Familien untergebracht. Es war wichtig für mich, das hierher zu transportieren, als Symbol wie viel ehrenamtliches und wie viel christliches und katholisches Engagement es in unserem Land gibt, wie viel Engagement aus tiefster Nächstenliebe heraus.“

Thema: Minderjährige unbegleitete Flüchtlinge

In der Audienz sei es dann über das Thema unbegleitete minderjährige Flüchtlinge hinaus um das Thema präventive Politik gegangen. „Ich konnte berichten, wie Strukturen verändert werden, damit Familien frühzeitig Hilfe erhalten können.“ Die Weichenstellungen für ein gelingendes Leben würden nicht erst in Kita oder Schule gestellt, sondern viel früher, man wolle deswegen gezielt „Brücken des Vertrauens“ zu den Eltern bauen, so Kraft. Dazu würden kommunale Strukturen geändert, erste Auswertungen eines Pilotprojektes zeigten, dass dieser Ansatz wirke.

Prävention stehe im Zentrum, schon früh würden Besuche bei Familien stattfinden, damit nicht erst bei Problemen die Frage auftauche, wohin sich die Familie wenden könnte. Deswegen wolle man frühzeitig Vertrauen aufbauen, so Kraft. Beim Papst habe das sehr viel Anklang gefunden. „Er hat Bezüge hergestellt zu einer präventiven Politik, die er auch in seinem Heimatland für wichtig hält, gerade was Drogenprävention angeht“, berichtete Kraft aus der Audienz. „Er hat Beispiele ausgeführt und es gab einen intensiven Austausch, er hat uns sehr bestärkt, diesen Politikansatz weiter zu verfolgen. Das war auch für mich wichtig, das gibt mir zusätzlich Kraft. Auch als Politikerin braucht man ab und zu eine Unterstützung von außen.“

Aus Fehlern lernen

Dieser Politikansatz komme nun der Aufnahme von unbegleiteten jugendlichen Flüchtlingen zu Gute, berichtet Kraft. Bei der Integration seien in der Vergangenheit auch Fehler gemacht worden, allein der Begriff „Gastarbeiter“ zeige, wie man davon ausgegangen sei, dass diese Menschen wieder gingen. Das sei alles anders gekommen und daraus könne man lernen. „Da darf man auch nicht drüber hinweg blicken. Wir haben in der Vergangenheit Fehler gemacht, wir machen heute noch nicht alles richtig, aber von der Grundstruktur her sind wir glaube ich gut aufgestellt.“

 

(rv 05.11.2016 ord)








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