2016-10-31 09:30:00

Ökumene in Schweden: Zwei sehr unterschiedliche Partner


Die katholische Kirche Schwedens nutzt etwa 100 lutherische Kirchen, um dort die heilige Messe zu feiern. Einen deutlicheren Kommentar über die Zusammenarbeit von Christen in diesem säkularisierten Land kann man kaum geben. Bischof Anders Aborelius betonte diese Zahl bei der Pressekonferenz zu Beginn der Feierlichkeiten in Lund. Aber damit steht er nicht allein: „Ich denke, dass die ökumenische Großwetterlage sehr gut ist“, sagt Pater Ulf Jonsson, Mitarbeiter der einzigen katholischen Hochschule des Landes, dem „Newman Institut“ in Uppsala, und vor einigen Tagen erst mit einem in Schweden Aufsehen erregenden Interview mit dem Papst an die Öffentlichkeit getreten.

Bereits in den 1920er Jahren habe es erste Anfänge in der Ökumene gegeben, ausgehend von der lutherischen Kirche, das präge bis heute, erzählt der Theologe. „Man muss aber sagen, dass der vorherige Papstbesuch von Johannes Paul II. 1989 der Höhepunkt der Ökumene in Schweden war. Man kann nicht sagen, dass die Beziehungen heute so gut sind wie damals. Damals dachten viele in beiden Kirchen, dass die Einheit vor der Tür stand. Heute glauben wir das nicht mehr.“ In Schweden wie überhaupt international sei eine gewisse Müdigkeit in der Ökumene eingetreten, der Fortschritt gehe nicht so schnell wie gehofft.

Zwei ungleiche Partner

Die katholische Kirche ist klein, aber dynamisch und vor allem durch Einwanderer wachsend. Die lutherische Kirche hingegen hat erst 2000 ihren Status als Staatskirche verloren. Die beiden Kirchen sind sehr, sehr unterschiedlich - so sieht das auch Pater Jonsson: „Die Katholiken kommen aus allen Ländern der Welt, in einer Pfarrei hat man in einer Messe dreißig Nationen vertreten.“ Die Schwedische Kirche, wie sie offiziell heißt, also die lutherische Kirche im Land, habe alle traditionellen Ausdrucksformen, wie etwa Lieder und die Traditionen, aber auch viele Austritte. Das mache ihre Situation sehr schwierig. „Sie haben nicht mehr dieselbe sichere Stellung wie früher, als die Kirche immer überall dabei war, sie muss ihren Platz in der Gesellschaft wieder finden.“

Schaut man über die klassische katholisch-lutherische Ökumene hinaus, sieht man mit dem Rat der Kirchen im Land und seinen 26 Mitgliedern eine noch schneller sich bildende Ökumene. Vor fünfzig Jahren hätten sich etwa Katholiken und Pentekostale nicht verstanden, diese Beziehungen seien heute viel besser, urteilt Pater Jonsson. „An manchen Orten ist es sogar so, dass die Beziehungen zwischen Katholiken und Pentekostalen noch enger und lebendiger sind als zwischen Lutheranern und Katholiken.“ Viel Raum also, in einem so säkularisierten Land zusammen zu wachsen.

 

(rv 31.10.2016 ord)








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