2016-10-30 09:00:00

Der Papst und die Reformation: „Wir müssen gemeinsam beten“


Dass die Ökumene Papst Franziskus ein großes Anliegen ist, hat er schon oft gezeigt. Meistens waren es aber die Begegnungen mit den orthodoxen Kirchen oder seine Treffen mit Pfingstkirchen, welche die größere Aufmerksamkeit erregten. Die „klassische Ökumene“ in Europa, also die mit Lutheranern und Reformierten, stand etwas im Schatten. Wenn der Papst nun aus Anlass des Jahrestages der Reformation gemeinsam mit dem Lutherischen Weltbund zum Gebet einlädt und sie gemeinsam für 50 Jahre konstruktiven Dialog danken, dann ist das ein wichtiges Zeichen. Es ist aber nicht so, dass der Papst sich bislang noch gar nicht geäußert hätte. Beim Rückflug aus Armenien im Juni diesen Jahres wurde er ganz direkt auf die Reformation angesprochen: „Ich glaube, dass die Absichten Martin Luthers nicht falsch waren“, antwortete der Papst. „Er war ein Reformer. Vielleicht waren einige Methoden nicht die richtigen, aber in jener Zeit. Wenn wir zum Beispiel die Geschichte lesen, sehen wir, dass die Kirche wirklich kein nachahmenswertes Vorbild war: Es gab Korruption in der Kirche, es gab Weltlichkeit, Anhänglichkeit ans Geld und an die Macht. Dagegen hat er protestiert. Außerdem war er intelligent; er hat einen Schritt vorwärts getan, was die Rechtfertigung angeht.“ Damit spricht der Papst die Rechtfertigungslehre an, über die sich die lutherische und die katholische Kirche mittlerweile einig sind, wie er in der PK ebenfalls sagt. „Heute besteht ein sehr guter Dialog, und dieses Dokument über die Rechtfertigung ist, meine ich, eines der reichsten und tiefsten ökumenischen Dokumente.“

Was der Papst und die lutherische Kirche nun in Lund vorhaben, das ist nach Franziskus ein Weg in Richtung mehr Einheit: „Ich glaube, wir müssen gemeinsam beten. Für dieses Anliegen ist das Gebet wichtig. Zweitens: arbeiten für die Armen, für die Verfolgten, für so viele Leidenden, für die Flüchtlinge… gemeinsam arbeiten und gemeinsam beten. Und die Theologen sollen gemeinsam studieren und suchen… Aber das ist ein langer Weg, ein sehr langer… Einmal habe ich im Scherz gesagt: „Ich weiß, wann der Tag der vollkommenen Einheit sein wird.“ – „Wann?“ – „Der Tag nach der Wiederkunft des Menschensohns!“. Denn man weiß es nicht… Der Heilige Geist wird diese Gnade bewirken. Doch inzwischen muss man beten, einander lieben und gemeinsam arbeiten, vor allem für die Armen, für die Menschen, die leiden, für den Frieden und vieles andere, gegen die Ausbeutung der Menschen… Viele Dinge, für die man gemeinsam an der Arbeit ist.“

(rv 30.10.2016 ord)








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