2016-10-20 10:18:00

Niederlande: Auch Nichtkranke sollen Sterbehilfe nutzen können


Dieser Vorschlag des niederländischen Kabinetts kann einem im Halse stecken bleiben: Alte Menschen sollen ihr Leben auch dann vorzeitig beenden können, wenn sie nicht schwer krank sind. Aktive Sterbehilfe für nicht sterbenskranke Menschen also. Begründet wird dieser Vorschlag unter dem Stichwort „erfülltes Leben“. Kardinal Willem Jacobus Eijk, in der katholischen Bischofskonferenz zuständig für Medizinethik, findet dafür klare Worte. „Diese Argumentation, die die Grundlage des neuen Gesetzesvorhabens darstellt, ist prinzipiell falsch“, schreibt er in einem Gastbeitrag für die Zeitung ‚Trouw‘.

Auch in Deutschland werden kritische Stimmen aus der Kirche laut. Cornel Hüsch vom Diözesanrat des Erzbistums Köln hält nicht viel von dem Vorschlag des Justizminister Ard Van der Steur und Gesundheitsministerin Edith Schippers. „Ich halte das für einen total gruseligen und erschreckenden Vorschlag. Denn es geht nicht mehr darum, dem Menschen zu helfen, sondern vielleicht in einer Situation, die momentan ein Gefühl verursacht, eine Entscheidung zu treffen, die dann mit dem Tode endet. Das gruselt mich richtig und da läuft es mir kalt den Rücken runter.“ Der Justizminister und die Gesundheitsministerin der Niederlande argumentieren mit der Autonomie des Menschen, die auch ältere Menschen haben sollte.

Es gebe Menschen, die ihr Leben als erfüllt ansehen und ihr Leben auf würdige Weise beenden wollen. Doch wie definiert man ein „erfülltes Leben“? „Die Definition von "erfülltem Leben" ist völlig offen und führt zu überhaupt keiner Klärung. Wer kennt das nicht, dass es morgens gut ist und abends schlecht und umgekehrt. ‚Erfülltes Leben‘ scheint mir so eine Floskel zu sein, dass man mit dem Leben Schluss machen will. Sozusagen als lebensmüde aus dem Leben scheiden will. Und das ist für mich überhaupt keine Situation, in der würdig über das Leben und vor allem auch das Sterben gesprochen werden kann.“ Hüsch vom Diözesanrat des Erzbistum Köln sorgt sich darum, dass ältere Menschen alleine zu Entscheidungen kommen, die unumkehrbar sind, weil sie sich unter Druck gesetzt fühlen. Allein wegen der Tatsache, dass diese aktive Sterbehilfe für nicht sterbenskranke Menschen möglich ist. „Ich finde es furchtbar, dass die Diskussion in den Niederlanden auch noch mit dem Wort Barmherzigkeit argumentativ unterstützt wird. Politik und Gesellschaft in Holland, aber auch in Belgien und anderen Ländern, sind da auf eine schiefe Ebene geraten. Indem man das Tor zur Selbsttötung und zur jederzeitigen Verfügbarkeit über das eigene Leben öffnet, ergibt sich eine schiefe Ebene, auf der die Menschen in immer größerer Geschwindigkeit einem Druck ausgesetzt werden. Wir sind dafür, dass die Entscheidungen, gerade am Lebensende, frei und in Selbstbestimmtheit getroffen werden; dass in Verantwortung vor Gott und vor seinem eigenen Leben eine würdige  Entscheidung gefunden werden kann.“

Auch der deutsche Verein ‚Ärzte für das Leben‘ zeigt sich bestürzt über den Vorschlag. Der Vorstoß in den Niederlanden zeige die Entwicklung, vor der viele bei der Diskussion über aktive Sterbehilfe in Deutschland im vergangenen Jahr gewarnt hätten. „Ist das Recht auf Leben grundsätzlich in Frage gestellt, so brechen nach und nach alle Dämme und es gibt keinen Halt mehr“, so der Vorsitzende Paul Cullen.

(domradio/kna 20.10.2016 pdy)








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