2016-10-19 11:45:00

Frankreich: Orthodoxe Kirche weiht „Pariser Kreml“ ein


Nur wenige Schritte vom Eiffelturm entfernt sticht das neue „Centre spirituel et culturel orthodoxe russe“ ins Auge. An diesem Mittwoch wurde die neue russisch-orthodoxe Kathedrale in Paris feierlich eingeweiht. Es fehlte jedoch ihr Bauherr: Russlands Präsident Wladimir Putin hätte dabei sein sollen, sagte aber aus „politischen Gründen“ ab, weil er wegen Äußerungen des französischen Präsidenten Francois Hollande gar icht nach Frankreich gekommen war. Doch „Ironie der Politik“, just an diesem Mittwoch trifft Putin den französischen Präsidenten, um über die Lage in der Ostukraine und die Gewalt in Syrien zu sprechen. Dieses Treffen findet allerdings in Berlin statt und kam auf Einladung von Bundeskanzlerin Angela Merkel zustande.

Angesichts aktueller politischer Spannungen zwischen Frankreich und Russland in der Syrien-Krise sagte auch der Moskauer Patriarch Kyrill I. seinen geplanten Frankreich-Besuch und damit auch die Weihe der Dreifaltigkeitskathedrale ab.

Die weißlich-golden glänzenden Zwiebeltürme erinnern unweigerlich an die Architektur des Kremls in Moskau, schreibt die NZZ an diesem Mittwoch. Und habe auch schon einen Spitznamen: „Pariser Kreml“. Eine zweite Bezeichnung hat der frühere französische Kulturminister Frédéric Mitterrand gegeben, der die Kirche ironisch als „Sankt Wladimir“ bezeichnet hat. Damit spielt er auf den russischen Präsidenten, der sich persönlich um das Bauvorhaben gekümmert haben soll.

Der Architekt Jean-Michel Wilmotte sagte über den Bau: „Einer Architekt hatte ursprünglich die Idee, das Dach der Kirche als eine Art Mantel der Muttergottes zu konzipieren. Damit hätte die Kirche der Jungfrau Maria geweiht werden sollen, doch aus statischen Gründen ging das nicht. Die Decke wäre über eineinhalb Meter breit gewesen. Dann hat die Russische Föderation (der Präsident, Anm. d. Red.) sich an mein Architektenstudio gewandt, da wir bei der Ausschreibung an zweiter Stelle waren. Wir hatten ein viel einfacheres Projekt vorgestellt und so kam das zustande.“

Die Bauarbeiten auf dem mehr als 4.000 Quadratmeter großen Areal am Seine-Ufer hatten im März 2014 begonnen.

Etwa 200.000 russisch-orthodoxe Gläubige leben in Frankreich. Insgesamt drei große Kirchen in Nizza, Biarritz und nun in Paris stehen ihnen zur Verfügung. Es gäbe noch die Kirche Sankt Alexander Newski in der Nähe des Trocadéro, die jedoch nicht dem Patriarchen von Moskau unterstellt ist.

Patriarch traf Königin Elizabeth II.

Die im Vorfeld des nun geplatzten Frankreich-Besuchs organisierte viertägige Großbritannien-Visite von Patriarch Kyrill hat indes wie geplant stattgefunden. Zum Abschluss seiner England-Reise traf der russisch-orthodoxe Moskauer Patriarch Kyrill I. am Dienstag im Londoner Buckingham Palast mit der britischen Monarchin Königin Elizabeth II. zusammen.

Kyrill I. sprach nach Angaben seines Sprechers mit Elizabeth II. vor allem über das religiöse Erstarken Russlands in den vergangenen zwei Jahrzehnten.

(afp/nzz 19.10.2016 mg)








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