2016-10-18 13:39:00

Pater General? Nein, „Padre Arturo“


„Glauben heißt: Das Unmögliche versuchen, das Unmögliche hoffen.“ Das ist die Grundüberzeugung des neuen Generaloberen der Jesuiten, Pater Arturo Sosa. Nur vier Tage nach seiner Wahl ins Spitzenamt des Ordens stellte sich der aus Venezuela stammende Sosa an diesem Dienstag den Journalisten.

Er habe noch kein Programm, könne auch noch gar keines haben; die Generalkongregation, die die höchste Instanz des Jesuitenordens sei, fange jetzt überhaupt erst richtig an. Seine Wahl sei nur der erste Programmpunkt gewesen, jetzt gelte es, die Mission der Jesuiten in der heutigen Zeit zu definieren.

„Wir haben viele Vorschläge und Beiträge aus dem Orden zusammengetragen, darüber wollen wir jetzt mit dem Kriterium der Unterscheidung befinden. Das Zweite Vatikanische Konzil und die früheren Generalkongregationen haben uns folgende Vorgabe gegeben: Dienst am Glauben und Förderung der Gerechtigkeit, im Kontext der kulturellen Vielfalt. Das ist unsere Ausgangsbasis, die nicht in Frage gestellt wird. Die Generalkongregation von 2008 hat einige Prioritäten benannt, die auch in schnell sich wandelnden Zeiten aktuell bleiben: Interreligiöser Dialog etwa und die Frage der Flüchtlinge – es gibt sie auf allen Kontinenten, nicht nur in Europa –, Wirtschaftskrise und Armut.“

Einen Termin bei Papst Franziskus habe er noch nicht, so Sosa, der sich den Journalisten als „Padre Arturo“ vorstellte („Ich will meinen Vornamen nicht verlieren“). Aber er setze darauf, bald mit Franziskus zu sprechen. Er kenne Jorge Mario Bergoglio „als Mitbruder“ seit einer Jesuiten-Generalkongregation im Jahr 1983 und habe ihn auch in Argentinien getroffen; seit dem Amtsantritt des Papstes 2013 sei er ihm schon ungefähr fünfmal begegnet. In ihren Gesprächen sei es um die internationalen Häuser des Jesuitenordens in Rom gegangen, für die Sosa in den letzten Jahren verantwortlich war.

Pater Sosa äußerte sich auch zur politischen Lage in Venezuela. Er ist Politologe und hat lange in seiner Heimat doziert; zu seinen Schülern gehörte auch der (inzwischen verstorbene) Präsident Hugo Chávez. „Es ist sehr schwer, Außenstehenden zu erklären, wie die Dinge derzeit in Venezuela laufen. Die venezolanische Anomalie besteht darin, dass alle Öleinnahmen an den Staat gehen und dieser damit weite Teile der Gesellschaft finanziert. Jetzt sind die Öleinnahmen aber eingebrochen, und der immer mehr aufgeblähte Staat kann diese Zahlungen nicht mehr leisten. Das führt zu großem Leiden. Nun ruhte aber das politische Projekt von Chávez auf den Öleinnahmen, es kann sich wirtschaftlich, politisch oder ideologisch nicht auf eigenen Beinen halten. Ähnliches muss man aber leider auch von der venezolanischen Opposition sagen – auch sie hat kein Projekt für eine Zukunft, die ohne diese Ölgelder auskäme.“ Wichtig für das Land seien jetzt ein nationaler Dialog und das Bauen von Brücken; die Bevölkerung wolle keine Gewalt.

Der Jesuitengeneral bekannte sich auch zu einer „besonderen Verantwortung“, die sein Orden für China spüre. Auch in Festland-China gebe es derzeit durchaus eine Präsenz von Jesuiten; sie unterrichteten, könnten aber nicht als Seelsorger arbeiten. Der Orden würde sich, so Sosa wörtlich, „gern in den Dienst der chinesischen Kirche stellen“.

Der Orden solle Teil einer Kirche im Aufbruch sein, wie Papst Franziskus sie sich immer wieder wünsche, führte Sosa aus. Auf die Frage, ob er wie seine zwei unmittelbaren Vorgänger ebenfalls zurücktreten werde, wenn seine Kräfte nachlassen würden, entgegnete er, die Jesuiten wählten ihren Generaloberen auf Lebenszeit; dennoch sei ein Rücktritt immer möglich. Er verwies dabei auf das Beispiel des emeritierten Papstes Benedikt XVI.

(rv 18.10.2016 sk)








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