2016-10-12 12:52:00

Haiti-Nothilfe: Sturm darf „kein Todesstoß“ für Insel sein


Die Folgen des Hurrican Matthew auf Haiti ähneln einer Apokalypse: Millionen Menschen haben alles verloren, Hunderte starben, ganze Dörfer, Ernten und Vorräte wurden zerstört. Nach Angaben von Interimspräsident Jocelerme Privert droht dem Karibikstaat nicht weniger als eine Hungersnot, außerdem besteht akute Seuchengefahr. Es braucht deshalb massive internationale Hilfe - diesen Appell des Generalsekretärs der Vereinten Nationen haben Hilfsorganisationen aufgegriffen und ihre Hilfsbudgets für die Insel aufgestockt. Insgesamt 120 Millionen Dollar sind laut Ban Ki-moon notwendig, um den Nothilfebedarf zumindest für das nächste Trimester zu decken.

Helfen - jetzt erst recht!

Die Staatengemeinschaft darf Haiti jetzt nicht aufgeben, mahnt der Vizedirektor der italienischen Caritas. Im Interview mit Radio Vatikan führt Paolo Beccegato aus, dass die kirchlichen Hilfsmaßnahmen nicht reichen werden, um dem Inselstaat wieder auf die Beine zu helfen: „Es braucht wirklich eine große Anstrengung der gesamten internationalen Gemeinschaft. Das, was wir und die Ortskirchen tun, kann nicht ausreichen, die gesamte Staatengemeinschaft muss hier einbezogen werden! Entwicklung und Wiederaufbau waren schon eingeleitet in Haiti, und damit dieser Sturm jetzt nicht der Todesstoß für das ärmste Land des amerikanischen Kontinents wird, braucht es eine aufmerksame und aktive internationale Gemeinschaft!“

Kaum hatte sich das Land vom verheerenden Erdbeben von 2010 erholt, da fiel es den Naturgewalten erneut zum Opfer – ein schwerer Schlag für die gebeutelte Bevölkerung. Moralische Unterstützung dürfe neben materiellen Hilfen jetzt nicht fehlen, erinnert der Vizedirektor der italienischen Caritas: „Dieser Wirbelsturm hat wirklich ein Land erschüttert, das schon Mühe hatte, die Folgen des Erdbebens zu überwinden, den Cholera-Notstand und die inneren Unruhen. Wir befinden uns deshalb in einer sehr prekären Phase, was die materielle Lage betrifft und die kollektive Psyche, die kaum Hoffnung sieht und keine Kraft hat zum Wiederaufbau. Es braucht also eine massive Unterstützung, nicht nur materiell – wir müssen die Menschen jetzt wirklich begleiten!“

Seuchen- und Hungergefahr

Weil Latrinen zerstört und ganze Friedhöfe überschwemmt wurden, besteht akute Seuchengefahr. Laut Hilfsorganisationen vermehren sich sprunghaft Moskitos, die Krankheiten übertragen können: Cholera und Dengue-Fieber drohen auszubrechen, auch das Zika-Virus ist eine Gefahr. Die Nothilfe der Caritas sieht deshalb neben Tabletten und anderen Hygieneartikeln auch Moskitonetze vor. Zudem könnte es massive Engpässe auf dem Lebensmittelmarkt geben, denn bis zu 80 Prozent der Ernte wurden vernichtet.

Das werfe auch die bislang geleistete Hilfsarbeit der Caritas in dem Land zurück, berichtet der Italiener Beccegato: „Die Dorfgemeinschaften wurden regelrecht zerstört, wie auch die Felder: Wir hatten in der Vergangenheit viel in diesem Bereich investiert. Leider sind auch viele Tiere gestorben und Ställe wurden zerstört. Getreidespeicher und Silos haben fast alle ihre Abdeckung verloren. Es herrscht also große Gefahr, dass die Vorräte und Ernten verderben.“ Man konzentriere sich jetzt deshalb vor allem darauf, die Ärmsten zu erreichen, so Beccegato, auch außerhalb des Einzugsgebietes des großen Städte. Eine Million Euro hat allein die Italienische Bischofskonferenz an Nothilfe zur Verfügung gestellt: Essen, Hygieneartikel, Notunterkünfte, Reparaturen an teilzerstörten Häusern und landwirtschaftliche Hilfen würden nun am dringendsten auf Haiti benötigt, so der Caritas-Mann.

Der deutsche Caritasverband Caritas international hat derweil einen Soforthilfefond von 50.000 Euro bereitgestellt, ruft aber dringend zu weiteren Spenden auf, um das Land noch stärker unterstützen zu können. Auch die Diakonie Katastrophenhilfe stockte ihre Hilfe für die Opfer des Hurrican auf und stellt rund 300.000 Euro Soforthilfe zur Verfügung.

(rv/pm 12.10.2016 pr)








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