„Von Herzen grüße ich die deutschsprachigen Pilger, vor allem die Gruppen aus den Bistümern Köln, Essen, Münster und Speyer“: Auf dem Petersplatz war bei der Generalaudienz viel Deutsch zu hören, allein aus dem Erzbistum Köln waren 1.300 Pilger anlässlich ihrer Diözesanwahlfahrt gekommen. Hinzu kamen außerdem Jugendliche aus Trier, Priesteramtskandidaten aus Mainz und die Neupriester samt Familien des Päpstlichen deutschsprachigen Kollegs hier in Rom, des Collegium Germanicum.
In seiner Katechese öffnete der Papst ein neues Unterkapitel in seiner Reihe zum Thema Werke der Barmherzigkeit. Die Ansprache bildete so etwas wie ein Scharnier zwischen den beiden Typen der Werke der Barmherzigkeit, den leiblichen und den geistigen. Jesu Auftrag, barmherzig zu sein, wie der Vater barmherzig ist, appelliere an das Bewusstsein aller Christen, so der Papst. „Es reicht tatsächlich nicht aus, die Barmherzigkeit Gottes im eigenen Leben zu erfahren, sie muss auch zu einem Zeichen und zur Hilfe für die Anderen werden.“
Wie das ginge? Durch den Weg, den der Herr selber vorgegangen sei und der sehr einfach sei - er bestehe aus kleinen Gesten. „Denken wir nicht, dass es darum ginge, geradezu übermenschliche Anstrengungen zu unternehmen. Nein, darum geht es nicht!“
Er zitierte erneut eine seiner Lieblingsstellen in der Schrift (Mt 25, 31-46), das „Testament Jesu, wie es vom Evangelisten überliefert ist“, in dem Jesus erklärt, dass alles, was an den Geringsten getan werde, an ihm selbst getan sei. Das seien erst einmal das Besuchen von Kranken oder Gefangenen, das Geben von Essen an Hungrige und die anderen Dinge, die im Evangelium von Jesus selbst genannt werden und die als leibliche Werke der Barmherzigkeit bekannt sind. „Es gibt aber auch weitere sieben geistige Werke der Barmherzigkeit, bei denen es um andere gleichermaßen wichtige Bedürfnisse geht, und die das Innerste der Menschen berühren“, so der Papst. Es geht um das Trösten, das Ermahnen, das Unterrichten, das Beraten, das Vergeben und das Beten für die Lebenden und die Verstorbenen. „Das sind alltägliche Dinge! ‚Mir geht es schlecht …. Gott wird dir schon helfen, ich hab’ jetzt keine Zeit...’ Nein! Ich halte inne, ich höre zu, ich verliere Zeit und rate und tröste, das sind alles Zeichen der Barmherzigkeit, die nicht nur diesem Menschen getan werden, sondern Jesus selbst!” Und er fügte auch gleich eine Mahnung an: „Es sind oft die uns am nächsten Stehenden, die unsere Hilfe brauchen. Wir brauchen uns nicht auf die Suche zu machen, wer denn die Hilfe am nötigsten habe, es ist besser, mit denen zu beginnen, die Jesus uns als die Wichtigsten vorstellt, die ‚Kleinen’.“
In den kommenden Katechesen wolle er sich ausführlich mit diesen geistlichen Werken beschäftigen, kündigte der Papst an. Für alle, die heute vom „Virus der Gleichgültigkeit“ infiziert seien, bedeuteten diese Werke das beste Gegenmittel. „Ich habe Angst, dass Jesus vorüber geht und ich ihn nicht erkenne“: Dieses Zitat des heiligen Augustinus betonte der Papst an dieser Stelle. Alle Werke der Barmherzigkeit würden letztlich dem Herrn selbst getan. Er nähere sich dem Menschen, der sei aber abgelenkt, gleichgültig, und beim sich Nähern des Herrn werde oft eine Möglichkeit der Begegnung mit ihm verpasst. „Wenn jeder von uns, jeden Tag, nur eine dieser Gesten, dieser Werke tun würde, wäre das eine echte Weltrevolution! Aber alle, nicht wahr? Jeder von uns!“ Die Werke der Barmherzigkeit seien die Spuren des Angesichts Jesu Christi in der Welt. „Möge der Heilige Geist uns helfen, uns einen solchen Lebensstil zu wünschen, jeden Tag mindestens ein Werk zu tun, mindestens!“
(rv 12.10.2016 ord)
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