2016-10-11 13:37:00

Forscherin räumt mit Franziskus-Mythen auf


„Franz von Assisi ging nicht in den Orient, um Märtyrer zu werden – und auch nicht, um den Sultan zu sprechen.“ Das sagte die Mittelalter-Expertin Chiara Frugoni bei einer Konferenz in Rom. Nach Angaben der Vatikanzeitung „Osservatore Romano“ räumte sie mit mehreren Mythen auf, die sich um den Aufenthalt des Heiligen aus Assisi im Heiligen Land ranken. So habe die Feuerprobe, zu der er nach Angaben des hl. Bonaventura 1219 in Damiette den Sultan Malik al-Kamil aufgefordert habe, nie stattgefunden. Der Biograph sei in diesem Punkt (der eine große Folgewirkung in der Ikonographie des hl. Franziskus hatte) einer Verwechslung erlegen. In Wirklichkeit sei es Franziskus’ Zeitgenosse, der hl. Dominikus, gewesen, der sich mit Katharern eine Feuerprobe geliefert habe. Dabei seien allerdings nicht Menschen, sondern Bücher den Flammen ausgesetzt worden, und zwar auf Aufforderung der Katharer hin.

Keinesfalls sei der hl. Franziskius wie ein Staatschef dem Sultan gegenübergetreten, um so etwas wie Verhandlungen zu führen, fuhr Frugoni fort. Vielmehr sei es Franziskus lediglich darum gegangen, unter Muslimen „voller Milde die chirstliche Botschaft des Friedens und der Liebe unter Gläubigen und Ungläubigen“ zu leben. Diese Einstellung habe, auch wenn Franziskus nie direkt die Kirchenspitze kritisiert habe, in „Dissonanz“ zum damaligen Papst Innozenz III. gestanden. Innozenz bezeichnete Mohammed während des vierten Laterankonzils als einen „Sohn des Verderbens“.

(or 11.10.2016 sk)








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