Unsere Wochenvorschau aus dem Vatikan

Kennen Sie den Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein? Der Papst kann diese Frage bald mit Ja beantworten: An diesem Montag nämlich empfängt er Torsten Albig (SPD) zu einer Audienz im Vatikan. Unmittelbar zuvor will Franziskus mit Erzbischof Vito Rallo, seinem Nuntius in Marokko, sprechen; vielleicht wird es auch um die Wahl in Marokko vom vergangenen Freitag gehen.

In die Woche startet Franziskus allerdings mit einer Heilig-Jahr-Feier: Am Sonntag begeht er den „Marianischen Tag“ im Rahmen des von ihm ausgerufenen Heiligen Jahres der Barmherzigkeit. Mit Bedacht wurde dafür ein Termin im Rosenkranz- und Fatima-Monat Oktober ausgesucht.

Am Dienstag wird das Fest des hl. Papstes Johannes XXIII. begangen; es war Franziskus, der seinen Vorgänger im April 2014 heiliggesprochen hat. Ebenfalls für Dienstag ist die Veröffentlichung eines Buches über den Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. von Konstantinopel vorgesehen, das eine Besonderheit hat: Es verfügt nämlich sowohl über ein Vorwort des amtierenden als auch über einen Beitrag des emeritierten Papstes.

Am Mittwoch findet, wie üblich, die Generalaudienz des Papstes auf dem Petersplatz statt. Und im römischen Olympiastadion wird ein Benefiz-Fußballspiel ausgetragen, bei dem prominente Kicker, etwa Diego Maradona, Gelder für Bildungs- und Schulprojekte der Stiftung „Scholas Occurentes“ zusammenbekommen wollen. Die Stiftung liegt Papst Franziskus, einem früheren Lehrer an Jesuitenschulen in Argentinien, sehr am Herzen.

Der Sekretär des Päpstlichen Rates für Interreligiösen Dialog, Erzbischof Miguel Ángel Ayuso Guixot, tritt am Mittwoch eine mehrtägige Asienreise an. Zunächst will er in Singapur Gespräche mit Vertretern verschiedener Religionen führen, vom 14. bis 17. Oktober hält er sich dann mit derselben Absicht auf Taiwan auf, wo er an einer christlich-taoistischen Konferenz teilnehmen will.

Am Donnerstag wird der Vatikan mehrere Euro-Sondermünzen in Umlauf bringen. Eine von ihnen mit dem Wert 2 Euro ist dem Heiligen Jahr der Barmherzigkeit gewidmet. Im polnischen Lublin, wo einst Karol Wojtyla (später Papst Johannes Paul II.) lehrte, beginnt am Donnerstag der 5. Kongress zu christlicher Kultur; er dauert drei Tage und wird von Kardinal Gianfranco Ravasi, dem Präsidenten des Päpstlichen Kulturrates, eingeführt. Im portugiesischen Marienwallfahrtsort Fatima, den Papst Franziskus nächstes Jahr besuchen will, leitet Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin derweil die internationale Großwallfahrt.

In Pakistan will sich am Donnerstag das Oberste Gericht mit dem Fall Asia Bibi beschäftigen; die Christin ist wegen Blasphemie verurteilt worden und sitzt seit 2009 in der Todeszelle. Alle anderen Berufungsmöglichkeiten in ihrem – international sehr bekannten – Fall sind ausgeschöpft, der Termin beim Obersten Gericht ist ihre letzte Chance auf Milderung des Todesurteils.

Am Samstag trifft sich der Papst in der Audienzhalle mit alten Menschen. Auf dem Berg Nebo in Jordanien wird die Mose-Wallfahrtsstätte wiedereröffnet, der Papst schickt seinen Landsmann Kardinal Leonardo Sandri als Delegaten zu der Feier. Der orthodoxe Patriarch von Moskau, Kyrill I., reist am Samstag nach Großbritannien; mit seinem viertägigen Besuch will er den 300. Geburtstag der Präsenz seiner Kirche auf den Britischen Inseln begehen.

Am Sonntag wird Papst Franziskus auf dem Petersplatz mehrere Heiligsprechungen vornehmen und, wie üblich, den „Engel des Herrn“ beten. Im Heiligen Land beginnt eine einwöchige Pilgerreise, mit der sich neun katholische und neun lutherische Bischöfe gemeinsam auf das Reformationsgedenken vorbereiten wollen. Im Jahr 2017 jährt sich zum 500. Mal die Veröffentlichung der 95 Thesen von Martin Luther, sie bedeuteten den Auslöser der Reformation.

(rv 09.10.2016 sk)