2016-10-05 10:52:00

Kolumbien: Ein neuer Dialog auf dem Weg zum Frieden


Die Kirche Kolumbiens wirbt weiter für den Frieden, auch nach der Ablehnung des unterzeichneten Vertrages. Das betont nach dem Referendum am vergangenen Sonntag der Vorsitzende der Bischofskonferenz des Landes und Bischof von Tunja, Luis Augusto Castro Quiroga, gegenüber Radio Vatikan. Es brauche dazu jetzt einen neuen Dialog, dieses Mal weniger mit den Rebellen der Farc, sondern mehr unter den politischen Kräften im Land. So habe zum Beispiel der Konflikt zwischen Präsident Santos und seinem das „Nein-Lager“ anführenden Vorgänger Álvaro Uribe die Situation sehr kompliziert gemacht, daran müsse man jetzt arbeiten, so der Vorsitzende der kolumbianischen Bischofskonferenz.

Unterdessen haben die Vereinten Nationen einen Sonderbeauftragten geschickt. In Havanna soll der französische UNO-Mann Jean Arnault soll mit den Delegationen der Regierung und der FARC nach Lösungen für den Friedensprozess für Kolumbien suchen.

Der erste Schritt dazu kann nach Ansicht von Bischof Castro Quiroga nur eine ausführliche Bestandsaufnahme des Problems sein. „Es braucht eine Begegnung des Präsidenten mit allen politischen Kräften im Land, um Wege zum Frieden auszuloten“, fordert der Bischof.

Gut sei auf jeden Fall, dass der Waffenstillstand halte, weder die Guerilla noch die Armee wollten zurück zu den Waffen. Frieden sei aber mehr als das Schweigen der Waffen. „Es ist auch für uns als Kirche sehr wichtig, uns jetzt für die Versöhnung im Land einzusetzen, denn das Abstimmungsergebnis ist auch ein Ergebnis eines Mangels an Versöhnung. Viele Menschen können aus verschiedenen Gründen nicht vergeben, deswegen braucht es als nächsten Schritt hier viel Einsatz.“

Das „Nein“ der Kolumbianer zum Friedensabkommen ist aber kein „Nein“ zum Frieden, niemand im Land will zurück zur Gewalt. Viele Menschen seien schlicht gegen einige der im Vertrag festgelegten Einzelheiten gewesen, die gelte es nun zu bearbeiten und zu ändern, so der Bischof. „Niemand will den Krieg, nie mehr, aber die Menschen wollen einen besseren Frieden.“ Noch wisse man einige Tage nach der Abstimmung nicht, wie genau man zu diesem „besseren Frieden“ kommen könne, aber Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos hat bereits versprochen, sich bis zum Ende seines politischen Mandates dafür einzusetzen.

„Einer der schwierigen Punkte dabei ist die Frage nach der Gerechtigkeit in der Umsetzung“, kommentiert Bischof Castro. „Diejenigen, die mit Nein gestimmt haben, sagen dass das eine zu schwache rechtliche Basis, eine zu schwache ‚Übergangs-Rechtsprechung’ ist und dass die Verantwortlichen für den Guerilla-Krieg ins Gefängnis gehören. Aber die Erfahrungen mit vielen anderen Konflikten in der Welt, die alle mit einer solchen ‚Übergangs-Rechtsprechung’ gelöst wurden, zeigen uns, dass bei Anwendung normaler Strafjustiz kein einziger Rebell darum bitten würde, einen Friedensprozess zu beginnen.“

Auf der anderen Seite dürfe man aber auch nicht vergessen, dass viele Menschen, die mit „Nein“ abgestimmt hätten, gar nicht genau gewusst hätten, was zur Abstimmung gestanden hätte, ihre Gründe seien andere gewesen, etwa die generelle Ablehnung der Politik des Präsidenten. Bischof Castro wirbt deswegen für eine „Friedens-Pädagogik“. „Viele, die abgestimmt haben, wussten gar nicht um die Bedeutung dessen, was die da gerade taten, weil es keine einfache, klare und verständliche Erklärung gegeben hätte.“ Auch hier sei auf dem Weg zum Frieden noch einiges zu tun. Die Waffenruhe mit der linken Guerillaorganisation hat Präsident Santos nun bis zum 31. Oktober verlängert. Bereits am Dienstag haben sich Chefunterhändler Humberto de la Calle und der Hochkommissar für den Frieden, Sergio Jaramillo, in Kuba mit Farc-Kommandeur Rodrigo „Timochenko“ Londoño getroffen, um über das weitere Vorgehen zu beraten.

(rv 05.10.2016 ord)

 








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