2016-10-04 10:12:00

D: Mulmige Momente in Dresden


Ein Tag der deutschen Einheit wie im Belagerungszustand: Es waren teilweise bedrückende Momente an diesem Montag in Dresden. Pfeifkonzerte gegen Politiker, bedrohliche Gesichter, mulmige Gefühle – der Leiter der Katholischen Akademie von Dresden, Thomas Arnold, fühlte sich beim zentralen Gottesdienst in der Frauenkirche nicht sehr wohl, wie er dem Kölner Domradio verriet.

„Man musste beim Eingang durch Sicherheitsschleusen gehen. Es war ganz anders, als wenn man an die Bilder von 1989 denkt, als an der Ruine der Frauenkirche der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl sprach und begeistert empfangen wurde. Diesmal war alles abgeriegelt. Bereits vor dem Gottesdienst standen Leute draußen und haben uns beschimpft, dass wir zur Elite gehören und reingehen könnten und sie eben nicht. Ich glaube, das ist ein Bild dafür, was für eine Stimmung gestern herrschte, dass Menschen sich ausgegrenzt und distanziert fühlen und deswegen alle beschimpft haben.“

Alle, die am Gottesdienst teilnahmen, seien als „Volksverräter“ beschimpft worden, so Arnold. „Es wurden Parolen ‚Haut ab!’ gerufen. Selbst wir, die zum Abschluss rausgegangen sind und wo keine Bundespolitiker mehr zu sehen waren, wurden beschimpft. Wir wurden auch einzeln fotografiert, wo ich mich frage, was die Leute später mit den Bildern vorhaben, denn es waren sicherlich keine Pressevertreter, die die Fotos gemacht haben.“ Ein „beklemmendes Gefühl“ sei das gewesen, „ein Gefühl von Hass, Aggression und fehlender Differenzierung“.

Typisch Dresden, so wie es sich mittlerweile entwickelt hat? „Es ist natürlich typisch für die aktuelle Situation, die mit Pegida in Dresden noch einmal eine ganz besondere Aufmerksamkeit bekommt. Trotzdem muss man aufpassen, dass man nicht ganz Dresden oder Sachsen über einen Kamm schert. Es ist im Moment eine Situation, in der verschiedene Pole aufeinanderprallen, gerade besonders in Dresden.“

Zwar sei das „am Ende noch ein fröhliches Fest“ geworden. „Aber ja, es gibt diese Störer, die Meinungs- und Demonstrationsfreiheit ausnutzen, um nicht mehr miteinander zu sprechen, sondern einfach nur noch ihren Hass und ihre Aggression zu äußern.“

Das Rezept des Leiters der Katholischen Akademie lautet: Mit denen sprechen, „die den Dialog wollen“. „Aber man muss sich auch zu den Personen abgrenzen, die nur noch schreien, menschenverachtend Leute ohne jegliche Differenzierung beschimpfen. Da muss man sagen, da endet auch ein Dialog. So funktioniert das einfach nicht!“

(domradio 04.10.2016 sk)

 








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