2016-10-03 16:15:00

Ungarn: Bischof bedauert hohe Zustimmung zu Abschottungspolitik


Der ungarische Bischof und Erzabt Asztrik Varszegi bedauert die hohe Zustimmung zur Abschottungspolitik der Regierung, die im Referendum am Sonntag zum Ausdruck kam. „Ein Christ kann es sich nicht leisten, dem Bedürftigen keinerlei Hilfe zu geben", so Erzabt Varszegis Kommentar im Nachrichtenportal „szemlelek.blog.hu". Die Volksabstimmung zur Flüchtlingsfrage scheiterte am fehlenden Quorum, doch jene, die abstimmten, gaben zu 98 Prozent einer ablehnenden Haltung gegenüber Flüchtlingen Ausdruck. 

Die Situation in Europa ähnle den Völkerwanderungen im Altertum bzw. im Mittelalter. „Ich weiß nicht, ob sie aufgehalten werden können", sagte der Erzabt von Pannonhalma. Er unterstrich, dass eine Lösung, wenn überhaupt, nur gemeinsam und im Konsens zu erreichen sei. Europa scheine aber noch nicht so weit zu sein. Es gebe auch Nutznießer der Flüchtlingswelle, räumte er ein. "Europa sitzt weiterhin nicht am Verhandlungstisch, noch lange nicht. Es ist verständlich, dass das Spannungen, Unsicherheit bei vielen Intellektuellen und bei Christen einen Gewissenskonflikt auslöst", so Varszegi.

Geringe Wahlbeteiligung ist auch Trotzreaktion auf Propaganda

Eine Propaganda der gegenwärtigen Regierenden in Ungarn, die auf Einstimmigkeit aus seien, habe versucht, von jedem Ungarn eine ablehnende Haltung gegen Flüchtlinge zu erzwingen. Im Mittelpunkt dieser Kommunikationsoffensive, die auf besonders harter Weise geführt worden sei, „stand und steht die Absicht, keine Flüchtlinge aufzunehmen". Erreicht worden sei allerdings nicht das erwünschte Ziel. Die geringe Wahlbeteiligung zeuge von einer Trotzreaktion. „Wenn die objektive Berichterstattung und korrekte Informationen fehlen, spürt man, dass ein verzerrtes Bild gezeichnet wird."

Erzabt Varszegi gab zu, dass er selbst keine Antwort weiß: „Ich sehe mit Schmerz, dass weder Europa noch die Mächte, die aus dem Chaos Nutzen ziehen, bereit wären, im Sinne der Vernunft die Erde oder wenigstens einen Kontinent zu retten. Es geht hier um Europa, um Afrika und um den Nahen Osten. Die Migranten, die über das Mittelmeer kommen wollen, können nicht aufgehalten werden. Wie die vielseitigen Problem allerdings zu lösen sind, ist mir nicht klar. Was ich aber sicher weiß ist, dass Vereinfachungen ein großer Fehler sind."

Ein Christ könne sich jedenfalls „nicht leisten, dem Bedürftigen keinerlei Hilfe zu geben". Als Christ könne man die Verantwortung nicht auf sich nehmen, sich derart abzugrenzen. „Selbst in dem Fall, dass ich Migranten als meine Feinde betrachte, muss ich - als Christ - auch meine Feinde lieben."

(kap 04.10.2016 gs)








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