2016-09-22 12:40:00

Papstmesse: „Eitelkeit ist der Knochenschwund der Seele“


Es gibt eine innere Unruhe, die vom Heiligen Geist herrührt, und eine andere, die eher mit einem schlechten Gewissen zu tun hat. Das sagte Papst Franziskus an diesem Donnerstag bei seiner Frühmesse in der Casa Santa Marta des Vatikans. Und da er vom Tagesevangelium ausging, hatte er auch ein Negativ-Beispiel für innere Unruhe zur Hand: den im Evangelientext geschilderten König Herodes, der sich beunruhigt äußert über das Auftreten Jesu. Herodes‘ Unruhe speise sich eindeutig aus schlechtem Gewissen; auch bei seinem Vater, Herodes dem Großen, sei das ähnlich gewesen, so der Papst unter Verweis auf den Besuch der Sterndeuter aus dem Osten in Jerusalem.

„Diese Leute haben soviel Böses getan… Er tut Böses und hat ein schlechtes Gewissen und kann nicht in Frieden leben, als wäre da eine Brennessel, die ihn ständig juckt und nicht in Ruhe lässt. Diese Leute haben Böses getan, aber das Böse hat, in welcher Form es auch auftreten mag, immer dieselbe Wurzel: die Gier, die Eitelkeit und den Stolz. Alle drei lassen dein Gewissen nicht in Ruhe. Alle drei lassen nicht die gesunde Unruhe des Heiligen Geistes in dich eintreten, sondern bringen dich dazu, in Angst zu leben. Gier, Eitelkeit und Stolz sind die Wurzel allen Übels.“

Damit nicht genug der Mahnungen: Franziskus schlug einen Bogen zur Lesung, die diesmal dem pessimistischen Buch Kohelet entstammte. „Windhauch, Windhauch, alles ist Windhauch“, notierte der unbekannte Verfasser aus dem 3. Jahrhundert vor Christus. Das wurde früher im Deutschen mit den Worten übersetzt: „Alles ist eitel.“

„Die Eitelkeit bläht uns auf. Die Eitelkeit hat kein langes Leben, weil sie wie eine Seifenblase ist. Die Eitelkeit bringt uns keinen wirklichen Gewinn. Was hat denn der Mensch von all der Mühe, mit der er sich vor anderen hervorzutun versucht? Er will jemand scheinen – das ist die Eitelkeit. Wenn wir’s einfach formulieren wollen: Eitelkeit heißt, sein Leben zu schminken. Und das macht die Seele krank. Wenn jemand sein Leben schminkt, damit es mehr hermacht, aus Eitelkeit, was hat er dann letztlich davon? Eitelkeit ist wie ein Knochenschwund der Seele: Von außen sehen die Knochen noch gut aus, aber von innen sind sie alle ruiniert. Eitelkeit führt uns zum Betrug.“

Für alle, die der Eitelkeit verfallen sind, hatte Papst Franziskus warnende Worte des heiligen Bernhard von Clairvaux parat: „Denk doch daran, was du einmal sein wirst: eine Speise der Würmer.“ Eitelkeit und Lüge gingen Hand in Hand, fuhr der Papst fort.

„Wir kennen so viele Leute, die uns gut vorkommen: Die gehen sonntags in die Messe, geben der Kirche große Spenden… Das ist das, was man von außen sieht, aber innendrin tut der Knochenschwund sein Werk. Es gibt so Leute, und das ist Eitelkeit: ein Gesicht machen wie auf einem Heiligenbildchen, und dabei ist die Wahrheit eine ganz andere. Wo ist da unsere Kraft und Sicherheit, unsere Zuflucht? Das lesen wir im Psalm: „Herr, du warst unsere Zuflucht von Geschlecht zu Geschlecht.“ Oder denken wir an die Worte Jesu: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.“ Das ist die Wahrheit, nicht die Schminke der Eitelkeit! Möge uns der Herr von diesen drei Wurzeln allen Übels befreien: von der Gier, der Eitelkeit und dem Stolz. Aber vor allem von der Eitelkeit, die uns so übel mitspielt.“

(rv 22.09.2016 sk)








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