2016-09-22 15:54:00

Italien: Einigung in katholisch-orthodoxer Dialogkommission


Mit einer Einigung bei der 14. Vollversammlung der Internationalen Kommission für den theologischen Dialog zwischen katholischer und orthodoxer Kirche ist am Donnerstag das Treffen in Francavilla al Mare in der Erzdiözese Chieti-Vasto in Mittelitalien zu Ende gegangen. Wie das Außenamt des Moskauer Patriarchats berichtet, fand das Dokument mit dem leicht abgeänderten Titel „Synodalität und Primat im ersten Jahrtausend: Auf dem Weg zu einem gemeinsamen Verständnis im Dienst der Einheit der Kirche“ allgemeine Zustimmung. Nur die Delegation der georgisch-orthodoxen Kirche brachte in einer eigenen Stellungnahme ihre abweichende Meinung zu einzelnen Abschnitten des Dokuments zum Ausdruck.

Die abweichende Stellungnahme wird sowohl in der Abschlusserklärung als auch als Fußnote in der offiziellen Publikation des Dokuments mitveröffentlicht. Die bulgarisch-orthodoxe Kirche war wie bereits in den letzten Vollversammlungen der internationalen Dialogkommission auch in Chieti nicht präsent. Die georgische und die bulgarische Kirche nehmen auch an der Arbeit des Weltkirchenrats und der „Konferenz Europäischer Kirchen“ nicht teil.

Wieder Kritik an Erzbischof Schewtschuk

Der Leiter des Außenamts des Moskauer Patriarchats, Metropolit Hilarion (Alfejew), plädierte in Francavilla dafür, nach der erzielten Einigung über das zur Diskussion stehende Dokument über Synodalität und Primat im ersten Jahrtausend die nächste Phase des Dialogs dem Thema von Synodalität und Primat in der Kirche des Ostens und des Westens im zweiten Jahrtausend zu widmen. In diesem Zusammenhang müsse auch das erst nach der formellen Trennung von 1054 entstandene Phänomen der „Unionen“ von Teilen der orthodoxen Kirche mit Rom behandelt werden. Dieses Thema sei nach wie vor ein „Stolperstein“ in den orthodox-katholischen Beziehungen.

Der Metropolit erinnerte daran, dass die Frage der ekklesiologischen und kanonischen Konsequenzen des „Uniatismus“ zuletzt bei der Vollversammlung der internationalen Dialogkommission im Jahr 2000 zur Diskussion gestanden sei, wobei keine Einigung erzielt werden konnte. Der theologische Dialog sei dann für mehrere Jahre ausgesetzt worden.

2006 sei man dann übereingekommen, den Dialog im Hinblick auf Synodalität und Primat wieder aufzunehmen. Die russisch-orthodoxe Kirche sei dabei davon ausgegangen, dass im Rahmen dieser Themenstellung auch die Frage der ekklesiologischen und kanonischen Konsequenzen der „Unionen“ behandelt werden müsste. Jedoch sei die internationale Dialogkommission im Verlauf von zehn Jahren - 2006 bis 2016 - nie zu diesem Thema zurückgekehrt. Daher sei es nach der Einigung über „Synodalität und Primat im ersten Jahrtausend“ angezeigt, die Diskussion im Hinblick auf das zweite Jahrtausend fortzuführen, in dem der „Uniatismus“ eines der zentralen Probleme gewesen sei, erklärte Hilarion.

In weiterer Folge kritisierte der Metropolit wiederum scharf das Verhalten der Leitung der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche, insbesondere das von Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk. Die Erklärungen des Großerzbischofs hätten dem Dialog Hindernisse in den Weg gestellt und Misstrauen zwischen Orthodoxen und Katholiken gesät.

Im Februar habe es das historische Treffen zwischen Papst Franziskus und Patriarch Kyrill in Havanna gegeben, das eine neue Seite in den bilateralen Beziehungen eröffnet habe, unterstrich der Leiter des Außenamts des Moskauer Patriarchats. Dann aber habe eine „beleidigende und unfaire Kritik“ der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche eingesetzt - und „zwar nicht durch Gruppen von Gläubigen, sondern durch die Leitung der Kirche“.

Solidarität mit Christen in Syrien und Irak

Der zweite Repräsentant der russisch-orthodoxen Kirche beim Treffen in Francavilla al Mare, Archimandrit Irenaeus Steenberg von der Abtei Saint Silouan im kalifornischen Sonora, die zur russischen Auslandskirche (ROCOR) gehört, betonte seinerseits, dass die Diskussion über Synodalität und Primat im zweiten Jahrtausend - einschließlich der Frage des „Uniatismus“ - notwendig sei. Die russisch-orthodoxe Kirche werde in jedem Fall weiterhin intensiv am orthodox-katholischen Dialog mitarbeiten, auch wenn die Fragen der ekklesiologischen und kanonischen Folgen der „Unionen“ ungelöst bleiben.

Zum Abschluss der 14. Vollversammlung der Dialogkommission wurde beschlossen, die Wahl des Themas für die nächste Vollversammlung dem Koordinationskomitee der Kommission zu überlassen, das im kommenden Jahr zusammentreten wird.

Im Abschlussdokument der 14. Vollversammlung wird die Solidarität der Bischöfe und Theologen mit der leidenden Bevölkerung des Nahen Ostens betont. Ausdrücklich werden die beiden entführten Metropoliten von Aleppo, Boulos Yazigi (ein Mitglied der Dialogkommission) und Mar Gregorios Youhanna Ibrahim, erwähnt. Dem Erzbischof von Chieti und Vasto, Bruno Forte, wird besonders für die großherzige Gastfreundschaft gedankt.

(kap 22.09.2016 mg)








All the contents on this site are copyrighted ©.