Chile: Bischof übt Kritik am Wirtschaftssystem

Die Schiffe, die vor 500 Jahren in Amerika gelandet waren, sind heute in anderer Form und mit anderen Strukturen immer noch da. „Mit einem extrem reichen Wirtschaftssystem, das Armut produziert", so der Apostolische Vikar von Aysen, Bischof Luigi Infanti della Mora, der sich am vergangenen Sonntag im Anschluss an das „Te Deum” anlässlich des 206. Jahres der Unabhängigkeit Chiles dazu Stellung nahm.

In seiner Ansprache erinnerte er an die leidvolle und mühselige Geschichte des Volkes bei dem Aufbau eines besseren Landes und betonte, dass die heutige Situation nicht ideal sei: „Wir leben in einem System, das Gesetze verabschiedet, die insgesamt 1.700 Personen begünstigen, die über eine Milliarde Pesos im Monat verdienen, und viele ältere Menschen zu einer notdürftigen Rente verurteilt, nachdem sie ein Leben lang gearbeitet und Opfer gebracht haben und damit das Alter zu einem Synonym für Armut macht.“

In Chile seien seiner Meinung nach „Kinder und Jugendliche in den Schulen und Kranke in den Krankenhäusern dazu verurteilt, Thunfisch und Makrelen aus der Dose zu essen, die aus den verschmutzten Flüssen Chinas kommen und tausende von Kilometern teuer und umweltbelastend transportiert werden müssen, wo wir in unseren chilenischen Flüssen und Meeren insbesondere in Patagonien frischen und nährstoffreichen Fisch zahlreicher Arten haben, während viele Fischer und ihre Familien kein würdiges Leben mehr führen können“.

Mit einem Prokopf-Inlandsprodukt von rund 23.500 US-Dollar pro Jahr (Stand 2015) liegt Chile an der Spitze Lateinamerikas, noch vor Argentinien. Doch die Schere zwischen Arm und Reich klafft so weit auseinander wie fast nirgendwo auf der Welt: Obwohl Chile seit den 1990er Jahren einen bemerkenswerten Rückgang der absoluten Armut verzeichnet hat, bleibt es eines der OECD-Länder mit der größten sozialen Ungleichheit. Dies liegt vor allem an der hohen Konzentration des Einkommens an der Spitze – die obersten 10 Prozent verdienen fast 27 Mal mehr als das Durchschnittseinkommen.

(fides/pm 22.09.2016 ah)