2016-09-17 12:32:00

Papst: Willkommenskultur gegen Terrorismus


Flüchtlinge gastfreundlich aufzunehmen ist der sicherste Schutz gegen Terrorismus. Das sagte Papst Franziskus an diesem Samstag vor ehemaligen Jesuitenschülern, die aus aller Welt nach Rom gekommen sind und sich in diesen Tagen mit der Flüchtlingsfrage beschäftigt haben.

Gerade als ehemalige Jesuitenschüler müssten sie den Mut aufbringen, auf die Nöte der Flüchtlinge zu reagieren, dabei helfen ihre ignatianischen Wurzeln, betont Franziskus. „Auch mit eurer Hilfe wird die Kirche in der Lage sein, besser auf die menschliche Tragödie der Flüchtlinge mit Werken der Barmherzigkeit zu antworten, ihre Integration in Europa zu fördern und darüber hinaus. Und so möchte ich euch ermutigen Flüchtlinge in euren Häusern und Gemeinden zu begrüßen, damit ihre ersten Erfahrungen in Europa nicht die traumatische Erfahrung auf der kalten Straße zu schlafen ist, sondern ein warmes menschliches Willkommen. Denkt daran, dass eine authentische Gastfreundschaft der Wert des Evangeliums ist, der Liebe nährt und unsere größte Sicherheit gegen Terrorismus ist.“

Der Papst erinnerte die ehemaligen Jesuitenschüler angesichts ihrer eigenen Bildung daran, dass vielen der Flüchtlinge diese Möglichkeit auf Bildung verwehrt bleibt. Franziskus, selbst Jesuit, forderte die ehemaligen Schüler, die sich gemeinsam mit dem Jesuit Refugee Service mit der Flüchtlingsfrage beschäftigt haben, dazu auf, sich vor allem für bessere Bildungsperspektiven für Flüchtlingskinder einsetzen. Es sei „besorgniserregend“, dass mehr als die Hälfte von ihnen keine Grundschule besuchen könnten, dass nur 22 Prozent für weiterführende Schulen und nur 1 Prozent für Universitäten eingeschrieben seien, so Franziskus. „So traurig, die Welt befindet sich immer noch in zahllosen Konflikten. Der schreckliche Krieg in Syrien, sowie der Bürgerkrieg im Süd-Sudan und anderswo auf der ganzen Welt, sie scheinen unauflösbar. Genau deswegen ist euer Treffen des „Betrachtens und Handelns“ im Hinblick auf die Frage der Flüchtlinge so wichtig. Heute mehr denn je, wenn der Krieg über Gottes Schöpfung wütet, wenn Rekordzahlen von Flüchtlingen auf dem Weg über das Mittelmeer sterben und Flüchtlinge Jahr um Jahr in Lagern schmachten, braucht die Kirche euch, die ihr Mut schöpft aus dem Vorbild von Pater Pedro Arrupe.“

Der ehemalige Jesuitenoberer Pater Arrupe hatte während des Vietnamkrieges den Flüchtlingsdienst Jesuit Refugee Service gegründet. Dieser kümmerte sich in den ersten Jahren vor allem um die sogenannten Boat People, die über das südchinesische Meer vor der Gewalt in ihrem Land flohen. Nach all den Jahren ist die Zahl der Flüchtlinge weltweit jedoch nicht gesunken, betont Franziskus. „Tragisch, mehr als 65 Millionen Menschen sind weltweit gewaltsam vertrieben. Diese beispiellose Zahl ist jenseits aller Vorstellungskraft. Die Zahl der Vertriebenen weltweit ist größer als die der Bevölkerung Italiens. Wenn wir über die Statistik hinausgehen, entdecken wir, dass Flüchtlinge Frauen und Männer sind, Jungen und Mädchen, die nicht anders sind als unsere Familienmitglieder und Freunde. Jeder von ihnen hat einen Namen, ein Gesicht und eine Geschichte, und auch ein unabdingbares Recht in Frieden zu leben und auf eine bessere Zukunft für deren Söhne und Töchter.“

Wenn sie Rom verlassen und wieder in ihre Heimat zurückkehren, sollten die ehemaligen Jesuitenschüler dabei helfen, ihre Gemeinden zu Orten des Willkommens zu gestalten, forderte Franziskus sie auf. „An diesem Ort und zu dieser historischen Zeit gibt es einen großen Bedarf an Männern und Frauen, die den Schrei der Armen hören und mit Barmherzigkeit und Großzügigkeit antworten.“

Deswegen erinnerte Papst Franziskus die ehemaligen Jesuiten-Schüler auch an ihre eigenen Möglichkeiten. Durch ihre jesuitische Erziehung hätten sich für sie viele Türen geöffnet, wohingegen für Flüchtlinge viele geschlossen seien.

(rv 17.09.2016 pdy)








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