2016-09-09 09:37:00

Benedikts Rückblick aufs Konzil: Außenwirkung wurde nicht bedacht


Er war als junger Theologe selber dabei: der heute emeritierte Papst Benedikt XVI. bewertet die Einberufung des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) rückblickend als „richtig“. In dem Interviewbuch von Peter Seewald „Letzte Gespräche“ sagt Benedikt XVI., dass damals in den 60er Jahren für die Kirche ein Moment gekommen sei, wo man „einfach auf Neues“ wartete, auf eine Erneuerung aus dem Ganzen, auf eine neue Begegnung der Weltkirche. Allerdings seien die politischen Folgen und die faktischen Auswirkungen damals nicht richtig eingeschätzt worden. „Man hat da zu sehr im Theologischen gedacht und nicht überlegt, welche Außenwirkung diese Dinge haben werden.“

Dass er selber dabei sein durfte, verdanke er dem Kölner Kardinal Joseph Frings, der den damals erst 35-jährigen Bonner Theologieprofessor Joseph Ratzinger als seinen Konzilstheologen nach Rom mitgenommen hatte. Rückblickend, so betonte der emeritierte Papst, habe er immer das Bewusstsein gehabt, „dass das, was wir faktisch gesagt und durchgesetzt haben, richtig war und auch geschehen musste“. Von den Verantwortlichen sei damals in sich richtig gehandelt worden, „auch wenn wir sicher die politischen Folgen und die faktischen Auswirkungen nicht richtig eingeschätzt haben“.

Der Wille der Bischöfe sei damals gewesen, den Glauben zu erneuern und zu vertiefen, erinnerte sich Benedikt XVI. Allerdings hätten immer stärker auch andere Kräfte eingewirkt, insbesondere Journalisten, die viele Sachen ganz neu interpretiert hätten. Irgendwann hätten sich dann die Leute gefragt, „ja, wenn die Bischöfe alles verändern können, warum können wir nicht alle das tun?“ Dann habe die Liturgie angefangen zu bröckeln und ins Beliebige abzugleiten. Seit 1965 habe er selbst es als Auftrag empfunden, klarzumachen, „was wir eigentlich wirklich wollen und was wir nicht wollen“, so der emeritierte Papst.

 

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(rv/kna/kap 09.09.2016 mg)








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