2016-08-20 10:51:00

Ein Sommer gegen die Mafia


Sommerferien machen gegen die Mafia: für tausende Jugendlicher aus Italien und angrenzenden Ländern ist das ihre Sommerbeschäftigung. In den süditalienischen Regionen Kalabrien, Apulien und auf Sizilien arbeiten sie als Freiwillige in Projekten, die auf enteigneten Mafia-Grund entstanden sind. E!State Liberi! heißt das Projekt, ein Wortspiel um die italienischen Ausdrücke für „Seid frei“ und „Sommer“: Befreiung von den kriminellen Strukturen.

Seit 1996 dürfen der Mafia weggenommene Güter für das Allgemeinwohl verwendet werden, dort wird entweder etwas angebaut, oder es finden Begegnungen und Sommercamps dort statt. Es geht um eine „Kultur des Rechts“, wie Claudio Siciliano erklärt, der Verantwortliche für E!State Liberi!.

„Die Teilnehmer an dem Projekt kommen vor allem aus dem Norden Italiens, für sie bedeutet es vor allem, das Phänomen kennen zu lernen. Erst in den letzten Jahren haben wir eine Zunahme von Teilnehmern auch aus dem Süden, die erleben das natürlich auf eine ganz andere Weise.“ In den Projekten würden die Teilnehmer zunächst arbeiten, dabei aber auch Weiterbildung bekommen, was Recht und Rechtsstaatlichkeit angeht, berichtet Siciliano. „Das hat eine enorme Positivität, die an der direkten Erfahrung liegt, wirklich etwas effektiv gegen ein Phänomen unternehmen zu können, das unzerstörbar scheint. Hier lernt man, dass es möglich ist, angefangen bei kleinen Gesten und dem Aufbau von Gemeinschaft.“ Das Ziel: eine gesunde Wirtschaft, die auf dem Recht aufbaut, die Umwelt respektiert und eine andere Art des Zusammenlebens ermöglicht, als es die kriminellen Strukturen erzwingen.

Es ist vor allem das konkrete Tun, was den Erfolg ausmacht: „Das sagen uns die vielen Jugendlichen immer wieder. Ein Tor anzustreichen oder eine Mauer zu bauen lässt einen die beschlagnahmten Güter besser begreifen. Das sind konkrete, realistische und machbare Dinge für die Teilnehmer.“

Da könne die „Sofa-Jugend“ gar nicht entstehen, vor der Papst Franziskus in Krakau gewarnt hatte. „Die Jugendlichen entwickeln ein ganz neues Bewusstsein durch die Reise, den Einsatz und auch die Weiterbildung hier. Sie kehren mit neuen Augen nach Hause zurück.“ Die Projekte seien Kooperativen, das richte sich gegen Konkurrenzdenken, und die Jugendlichen kämen oft aus Situationen der Isolation, da sei die Gemeinschaftsbildung wichtig. Jetzt denkt die Organisation daran, diese Erfahrungen auszuweiten, und zwar auf das Thema Integration: „Absolut. Wir haben bereits einige Projekte und einige Camps, wo es vor allem um dieses Thema geht. Das hilft dabei, Stereotypen zu durchbrechen und die Mauern zwischen uns niederzureißen, dadurch baut man an einer neuen und positiven Gemeinschaft mit.“

(rv 20.08.2016 ord)








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