2016-08-18 09:59:00

Hollande beim Papst: „Nicht nur vorfabrizierte Worte abrufen“


Er sei gekommen, um dem Papst für die Solidarität angesichts des Terrors in Frankreich zu danken, und auch, um über die Christen im Nahen Osten zu reden: Am Rand seiner Audienz durch Papst Franziskus sprach Frankreichs Präsident Francois Hollande gegenüber Journalisten am Mittwochabend von der Wichtigkeit des Schutzes von Religion. „Es war sehr wichtig, hierhin zu kommen und dem Papst zu sagen, wie dankbar wir für seine Worte und sein Handeln waren, die uns in unserer Vision von der Menschheit bestärken.“ Präsident Hollande hatte über vierzig Minuten mit dem Papst gesprochen, zuvor hatte er in der Nationalkirche der Franzosen in Rom, San Luigi die Francesi, der Opfer des Terrors gedacht. Dort gibt es in einer Seitenkapelle einen besonderen Ort des Gebetes.

„Der Papst hat nach der furchtbaren Prüfung, die der Mord an Pater Hamel kurz nach dem Attentat von Nizza bedeutete, sehr tröstende Worte gefunden“, so Präsident Hollande nach der Papstaudienz. „Er sagte mir, dass er wie ein Bruder an der Seite des französischen Volkes stehe, und das ist ein Ausdruck, den er dann auf dem Flug zum Weltjugendtag von Krakau erneut verwendet hat. Alle Worte, die gesprochen wurden – ich denke da auch an die Stellungnahmen der Kirchen in Frankreich – waren in dieser letzten Zeit sehr wichtig. Sie haben an die Einheit Frankreichs erinnert und an die Notwendigkeit, zusammenzustehen. Dasselbe gilt für die Solidarität der  ganzen Welt gegenüber Frankreich, das zum Opfer von Terroranschlägen geworden ist.“

Ihm sei es auch ein wichtiges Anliegen gewesen, über die Frage der Christen im Nahen Osten zu sprechen. „Wir haben da, jeder an seinem Platz, dieselbe Berufung: Frankreich, weil wir zu den Schutzmächten der Christen im Nahen Osten gehören, und der Papst, weil er natürlich weiß, wie sehr die Christen im Nahen Osten zum Gleichgewicht in der Region beitragen.“ Bei der Flüchtlingskrise sei es wichtig, seine eigene Vision von Menschlichkeit nicht aufzugeben, „und nicht nur vorfabrizierte Antworten oder Ängste, die instrumentalisiert werden“, abzurufen.

„Darum war es so wichtig, im Namen aller Franzosen – natürlich der Katholiken, die besonders betroffen sind durch die Ermordung von Pater Hamel in seiner Kirche – aber im Namen aller Franzosen, jenseits ihrer Überzeugungen, ihrer Sensibilität, ihres Glaubens oder ihres Atheismus, zu sprechen.“ Ganz Frankreich sei betroffen von dem Terror, unabhängig von den jeweiligen Religionen, Denk- oder Glaubensrichtungen, so der Präsident. „Die französischen Katholiken sind durch dieses Attentat hart geprüft worden, aber es ist ganz Frankreich, das betroffen ist. Und wie ich gesagt habe: Wenn eine Kirche angegriffen wird, wenn ein Priester getötet wird, dann ist es die Republik, die da geschändet wird!“

Das in Frankreich geltende Prinzip der Laizität – der strengen Trennung von Religion und Staat – werde dadurch nicht unterlaufen, so Hollande, sogar im Gegenteil: „Die Republik muss – das ist die Laizität! – alle Religionen schützen, und sie muss die Freiheit, zu glauben oder nicht zu glauben, garantieren. Sie muss die Möglichkeit garantieren, dass die Franzosen und alle, die in Frankreich leben, die Religion ihrer Wahl ausüben können – natürlich unter der Bedingung, dass die anderen respektiert werden. Darum ist diese Botschaft der Laizität keine verletzende, sondern eine Botschaft, die zusammenbringen und zusammenführen kann.“

Gemeinsam mit Hollande war sein Innenminister Bernard Cazeneuve in Rom; sie sprachen im Anschluss an die Audienz für Hollande gemeinsam mit Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin.

(rv 18.08.2016 ord)








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