Das Jahr 2015 hat mit einer Zuwanderung von 214.400 Personen und einer Zuwanderungszunahme
von 56 Prozent gegenüber 2014 alle bisherigen Jahre übertroffen. Das ergibt sich aus
einem Integrationsbericht Österreichs, der jetzt in Wien vorgestellt wurde. Mit 88.340
Asylanträgen verzeichnete Österreich 2015 so viele Asylanträge wie in den fünf Jahren
zuvor zusammen. 91.600 Menschen kamen zudem aus EU-Ländern und der Schweiz nach Österreich.
Weil 101.300 Personen Österreich im Vorjahr wieder verlassen haben, beträgt der Zuwanderungssalo
rund 113.000 Menschen.
Für Integrationsminister Sebastian Kurz ist eine Reduzierung der Zuwanderung entscheidend.
„So ein Jahr wie 2015 kann es nicht allzu oft geben“, sagte er bei der Präsentation
des Berichts. Wichtig seien Maßnahmen gemeinsam mit der Islamischen Glaubensgemeinschaft.
„Wir brauchen Imame, Religionslehrer und Aktive als Partner“, hob er hervor. „Null
Toleranz“ müsse es mit „Anwerbern und Hasspredigern“ geben.
Der Bericht nennt als eines der 50 Ziele die Förderung eines „Islam europäischer Prägung“.
Es sei geplant, bis Herbst 2017 die Voraussetzungen eines islamisch-theologischen
Studiums in Österreich zu schaffen, ähnlich den Regelungen für die katholische und
die evangelische Kirche. Denn „die Ausbildung an einer europäischen Universität, im
Einklang mit der europäischen Hochschultradition, ermöglicht einen Freiraum für einen
islamischen Diskurs, der so in islamisch geprägten Ländern nur bedingt möglich ist“.
Im Blick auf die Integration der 2015 u.a. aus Syrien, Irak, Afghanistan und Somalia
nach Österreich Geflüchteten sagte Kurz, im Bereich der Unterbringung gebe es keinen
Notstand mehr. Die Lösung dieser Frage sei allerdings die leichteste von allen. Dies
habe er bereits im Vorjahr erklärt, aber damals sei man so stark auf die Quartierfrage
konzentriert gewesen, dass ihm niemand zugehört habe. Fakt sei, dass die Errichtung
von Großquartieren oder Lagern auch von viel ärmeren Ländern als Österreich geleistet
werden konnte.
Die schwierigste Herausforderung sei hingegen die Integration der Asylberechtigten
in den Arbeitsmarkt, so der Minister. Das Fehlen von Qualifikationen sei hier das
Haupthindernis, da der Arbeitsmarkt im Gegensatz zu früher - als die Welle der Gastarbeiter
gekommen war - heute keine unqualifizierten Kräfte mehr brauche. Optimistische Schätzungen
des Arbeitsmarktservice gingen davon aus, dass bis 2021 nur 50 Prozent der Asylberechtigten
von 2015/16 in den Arbeitsmarkt integriert sein würden.
(kap 17.08.2016 sk)
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