2016-08-11 13:48:00

Tschadsee: Hunger und Gewalt in einer fruchtbaren Gegend


Somalia, Somaliland, Kenia, Äthiopien – diese Länder sind gerade von einer schlimmen Trockenheit betroffen. Nach Schätzungen der UNO leiden allein in Äthiopien an die 10 Millionen Menschen unter Wasser- und Lebensmittelknappheit. Auch in der Region des Tschadsees sind es mehrere Millionen Menschen. Hier herrscht überdies die Terrororganisation Boko Haram mit der Unterstützung des Islamischen Staates. Viele Bauern können ihre Felder wegen der Gewalt gar nicht erst bestellen, weiß Sabine Attama vom Caritas Entwicklungsbüro Niger.

„Mit den Gewaltangriffen sind tausende und abertausende Menschen gezwungen, aus ihrer Herkunftsregion zu fliehen und in gesicherte Zonen zu kommen, um nicht den Massakern von Boko Haram zum Opfer zu fallen. Wir sehen uns von zwei Situationen herausgefordert: einmal von dem Verschwinden des Tschadsees und dann von den Angriffen von Boko Haram.“

Die Bauern der Region, die zum Fliehen gezwungen sind, können ihre Felder nicht bestellen, womit automatisch Ernten ausbleiben. Ganz abgesehen von dem Problem, dass der See, der einmal ein vielversprechendes Umweltreservoir für die Menschen dort war, immer mehr schrumpft:

„Der See ist ein großes Potenzial für die umliegenden Länder Niger, Tschad und Kamerun. Es gibt also schon mal diese subregionale Zugehörigkeit zum Tschadsee. Im speziellen Fall des Niger haben die Menschen ihre Aktivitäten um dieses Wasserreservoir entwickeln können. Jahrzehntelang haben die Menschen um den Tschadsee ihre ganze Wirtschaft darauf ausgerichtet, haben dort Fischfang und den Anbau von Paprika betrieben. Man spricht in der Region vom grünen Gold, weil dort große Mengen von Paprika angebaut werden.“

Mit der Ausbreitung von Boko Haram sind Fischer wie Bauern auf der Flucht und finden keine Arbeit. Die Hilfsorganisationen versuchen in dieser Lage, wenigstens Ersthilfe zu leisten. Caritas Schweiz organisiert Trinkwassersysteme, macht Hygieneberatung zur Vorbeugung von Krankheiten und versorgt die Menschen mit Saatgut. Doch Sabine Attama sagt resigniert:

„Ohne Sicherheit kann man nicht viel machen. Lange Zeit war die Versandung des Sees das größte Problem. Aber nun rücken die Angriffe von Boko Haram in den Vordergrund. Auf allen Ebenen, sei es politisch oder auf der Ebene der Nichtregierungsorganisationen, versucht man Synergien für den Frieden zu schaffen. Die Caritas versucht speziell, die Binnenvertriebenen zu schützen. Alles was sie brauchen können, versucht die Caritas bereitzustellen, Decken, Nahrung. Wir versuchen wenigstens diesen geplagten Menschen ein wenig Würde zu geben.“

(rv 11.08.2016 cz)








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