2016-08-10 09:37:00

Somalia: Mehr als eine Kirche - ein Symbol


Eine kleine, dem heiligen Antonius geweihte Kirche in der Provinz: Eigentlich unscheinbar, aber doch wichtig. Denn diese Kirche steht gewissermaßen für die Rückkehr des Christentums in die Öffentlichkeit von Somalia. In der Stadt Hargeisa in Somaliland, mitten in einem Gebiet, das hauptsächlich von Muslimen bewohnt wird, wurde sie an diesem Sonntag wieder aufs neue geweiht. Der Bischof von Dschibuti und Apostolische Administrator von Mogadischu, Giorgio Bertin, leitete die Feier. Der Franziskaner, der seit vierzig Jahren im Land lebt, erzählt im Gespräch mit Radio Vatikan, wie es gelungen ist, der kleinen Gemeinde vor Ort wieder zu ihrem Gotteshaus zu verhelfen.

„Die Kirche ist um 1950 von Kapuzinern erbaut worden. Seit den 80er Jahren kam ich mindestens zwei- bis dreimal im Jahr hierher, vor allem zu Weihnachten und Ostern. Jedenfalls bis zum April 1988: Da kam es in diesem Landesteil zu einer Rebellion gegen die zentrale Autorität von Mogadischu, und die kleine Kirche wurde besetzt, geplündert. Danach quartierten sich hier sogar Leute ein, die ein Dach über dem Kopf suchten. Im Jahr 1996 ist mir gelungen, mit der Hilfe eines somalischen Mitarbeiters, der für die Caritas Somalia arbeitete, das Gelände der Kirche, die Kirche selbst und das Haus, das dem Priester als Wohnung diente, wiederzubekommen.“

Damit war allerdings noch nicht viel erreicht. Denn wegen der generellen Unsicherheit, die im Land herrschte, war es nicht möglich, die Kirche schon damals wieder ihrem ursprünglichen Zweck zuzuführen, erzählt der Missionar weiter.

„Endlich, im vergangenen Januar, als die Situation hier in Hargeisa etwas ruhiger erschien, habe ich mich dazu entschlossen, die örtlichen Behörden zu treffen. Ich habe ihnen gesagt, dass ich die Kirche wieder öffnen möchte, um die Seelsorge für die katholischen Arbeiter im Land sicherzustellen und gleichzeitig auch humanitäre Hilfen über unsere Caritas zu organisieren.“

Katholische Arbeiter: Das zielt auf Ausländer, die etwa für NGOs in Somalien arbeiten. Denn christliche Gemeinden gibt es im Land nach langer Unterdrückung so gut wie keine mehr. Die Kirche soll also vor allem die Mitarbeiter humanitärer Organisationen dazu ermuntern, ihr christliches Zeugnis auch in Somalia leben zu können. „Auf der anderen Seite ist es auch ein Zeichen von Vertrauen und Respekt für diese Menschen seitens der örtlichen Bevölkerung und der Behörden, weil sie uns gestattet haben, die Kirche wieder zu nutzen. Das heißt, dass in diesem Teil Somalias, nämlich in Somaliland, das Recht anderer Religionen auf Kultausübung gewahrt bleibt. Ich erinnere daran, dass Somalia ein komplett muslimisches Land ist.“

Diese Rücksicht und Toleranz könne man gar nicht hoch genug bewerten, so Bischof Bertin. Denn die Rebellen der al Shabaab, doch seit jüngerer Zeit auch der selbst ernannte Islamische Staat, seien auf somalischem Territorium sehr präsent, vor allem im Süden des Landes komme es immer wieder zu Anschlägen. „Der Süden Somalias bleibt nach wie vor sehr unsicher. Außerdem herrscht in Mogadischu gerade eine Situation  von politischer Instabilität, denn bald soll das Parlament neu gewählt werden.“

Trotz vorsichtiger positiver Entwicklungen gebe es nach wie vor viele Menschen, die sich auf den gefährlichen Weg nach Europa machten, um dort ein besseres Leben und größere persönliche Freiheit zu suchen. Die lokale Kirche und die Caritasorganisationen versuchten, den Menschen zu einem besseren Leben in ihrer Heimat zu verhelfen, erzählt der Missionar, doch ihre Mittel seien natürlich begrenzt.

„Wir versuchen mit mehreren Projekten, den jungen Menschen eine Ausbildung zu verschaffen, um ihnen auf dem Arbeitsmarkt Chancen zu geben. Zum Beispiel in Mogadischu haben wir Ausbildungskurse für Klempner und Elektriker eingerichtet, außerdem kümmern wir uns um das Gesundheitswesen. Dabei helfen uns auch die internationalen Caritas-Organisationen, die Mittel zur Verfügung stellen, um diesen Menschen zu helfen, in ihrem Land zu bleiben.“

(rv 10.08.16 cs)








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