2016-08-09 13:13:00

Japan gedenkt der Atombombe auf Nagasaki


Hunderttausende haben in Japan der Opfer des Atombombenabwurfs auf die Stadt Nagasaki durch die US-Luftwaffe vor 71 Jahren gedacht. Noch heute sterben in Japan Menschen an Spätfolgen radioaktiver Strahlung. Damals im Zweiten Weltkrieg wurden in Nagasaki - einer Stadt, in der traditionell viele Katholiken leben - etwa 70.000 Menschen durch direkte Einwirkung der Atombombe getötet, 75.000 weitere wurden schwer verletzt. Unter dem Eindruck der Zerstörungen kapitulierte das Kaiserreich Japan am 15. August 1945. Hiroshima und Nagasaki, die beiden verwüsteten Städte, wurden in der Folgezeit weltweit als Symbol für den Frieden bekannt.

In Tokio fand zum 71. Jahrestag ein interreligiöses Treffen statt, bei dem es um die internationale Sicherheit und die Abrüstung ging. Auch eine Delegation des Heiligen Stuhles war dabei. Wenn es um Friedensbemühungen geht, dann gehört die katholische Kirche in Japan zu den lautstärksten Stimmen in dem Land. So organisieren die 16 japanischen Diözesen jedes Jahr vom 6. bis 15. August jeweils Veranstaltungen, um an die Tragödie zu erinnern, wie uns der französische Missionar Pater Louis Bellion sagt. Er lebt seit 48 Jahren im Süden Japans.

„Die Initiative der katholischen Kirche geht auf einen Brief von Johannes Paul II. zurück, der 1981 zum Jahrestag dazu aufrief, für den Frieden und die Abrüstung zu beten“, so Bellion. Übrigens sei es schon immer so gewesen, dass auch Andersgläubige eingeladen werden. „Wir haben jeweils Gäste, die Meditationen schreiben. Das waren schon Buddhisten oder Protestanten, denn wir wollen nicht unter uns verschlossen bleiben, sondern den Kreis öffnen.“

Die heutige internationale Lage bedarf einer Weiterführung der „Nie wieder“-Doktrin. Japan wird etwa vom nordkoreanischen Regime militärisch und politisch unter Druck gesetzt; gleichzeitig hat die Regierung kürzlich das strikte Pazifismusgebot der Verfassung aufgeweicht und umgangen. Die Einführung von sogenannten Selbstverteidigungskräften ist ein Schritt, der in den Medien auch international für heftige Debatten sorgt. „Die Japaner interessieren sich natürlich für die derzeitige Lage, haben aber auch andere Sorgen, und was berichtet wird, ist meist ein Diskurs unter Journalisten statt einer geopolitischen Analyse“, sagt Pater Bellion. Immerhin, die katholische Kirche verfolge durchaus aufmerksam, was geschehe. Die Mehrheit der Japaner sei, so der Missionar, weiterhin für die Beibehaltung der pazifistisch geprägten Verfassung - auch wenn diese Orientierung dem Land nach Kriegsende von den USA aufoktroyiert wurde.

(rv/dw 09.08.2016 mg)








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