2016-08-04 13:31:00

Dominikaner beim Papst: Treffen unter Brüdern


Die Strukturreform des Ordens, die konkrete Not von Menschen und eine Spiritualität des Hörens: Papst Franziskus hat mit seiner Ansprache vor den Vertretern des Dominikanerordens an diesem Donnerstag viele Themen angesprochen, die im Orden selber gerade diskutiert werden. Das sagt Pater Thomas Gabriel Brogl OP, er ist Provinzial der Dominikaner in Süddeutschland und Österreich. Er war mit dem Generalkapitel des Predigerordens bei Papst Franziskus. Radio Vatikan hat nach dem Treffen mit ihm gesprochen und ihn gefragt, wie er die Begegnung mit dem Papst erlebt habe.

P Thomas: „Ich habe es als sehr brüderlich und herzlich erlebt. Er hat ja gleich eingangs gesagt, ein Jesuit unter Brüdern, es gab ja in der Vergangenheit eine gewisse Realität zwischen den beiden Orden, da beide auf demselben Gebiet tätig waren, und damit hat der Papst ein wenig gespielt, es war sehr humorvoll und eine wirklich sehr herzliche Begegnung.“

RV: Was war denn die Kernbotschaft, die Sie von diesem Treffen mit Papst Franziskus nach Hause nehmen?

P Thomas: „Er hat uns darauf hingewiesen, dass in den Menschen von heute und ihren Problemen der Schrei Gottes spürbar wird, dass wir diesen Schrei also hören sollen und von dem her uns leiten lassen sollen. Das war sehr nahe an dem, was wir in unserem Generalkapitel, das gerade beendet worden ist, besprochen haben: Eine Spiritualität des Hörens, und uns von dem leiten zu lassen, was die Nöte der Menschen sind, weil uns genau dort Gott entgegen kommt. Und das hat er betont.“

RV: Dem Papst war es auch ein Anliegen, auf den Gnostizismus von heute einzugehen. Das war nicht im vorbereiteten Text, sondern das hat er frei eingefügt. Warum diese Botschaft von der Gefährlichkeit des Gnostizismus bei dem Treffen mit den Dominikanern?

P Thomas: „Das war in der Tat sehr spannend. Die Dominikaner sind ja als Antwort auf eine gnostische Bewegung [die Katharer, Anm. d. R.] gegründet worden, um zu betonen, dass im Fleisch, in der konkreten Wirklichkeit Gott uns entgegen kommt. Ich glaube, dass wir in einer gewissen Gefahr sind, dass die Kirche sich zurückzieht auf ihre so genannten Kernbereiche, wie oft gesagt wird, also ,nur´ den Glauben. Wir haben derzeit in Österreich eine sehr große Diskussion in der Flüchtlingsfrage, ob die Kirche nicht zu naiv war, ob sie sich nicht lieber zurückziehen sollte von diesen Fragen, und ich glaube, dass er Papst dagegen arbeitet und versucht, die Kirche hinzuweisen auf die Nöte der Menschen, auf den konkreten Menschen, so wie er ist, und dass Kirche sich genau dem stellt. Ich habe es in diese Richtung ´verstanden und fand es sehr spannend.“

RV: Der Papst ist auch auf die Strukturreform des Ordens eingegangen. Können Sie uns kurz erklären, wie diese Reform aussieht, und wie Sie sie mit dem Anliegen des Papstes verbinden können?

P Thomas: „Uns hat in den Generalkapiteln der letzten Jahre sehr beschäftigt, wie wir den Orden neu ordnen können, damit er dem dienen kann, was ansteht, also dem Evangelium, und nicht nur mit uns selbst beschäftigt sind. Vielmehr wollten wir Strukturen haben, die wirklich helfen können, eben diesen Schrei Gottes wahrzunehmen, und den Durst nach einem befreienden und wahren Wort. In diesem Sinne ist die Umstrukturierung zu sehen, es gibt sehr viel mehr Zusammenarbeit zwischen den Provinzen. Dieser Prozess ist nun zu einem gewissen Ende gekommen, wobei er uns noch sehr stark, weil die Deutschen Provinzen versuchen, noch stärker zusammen zu arbeiten, um dem Evangelium und dem Menschen noch besser dienen zu können.“

RV: Der Dominikanerorden feiert heuer sein 800. Jubiläum. Was macht ihn denn heutzutage noch aktuell?

P Thomas: „Es ist auf jeden Fall spannend, wir haben immer wieder junge Mitbrüder, die zu uns finden, das zeigt auch etwas von der Aktualität des Ordens. Ich glaube, dass der Orden so strukturiert ist, dass er sehr schnell auf die Nöte der Zeit reagieren kann. Den Dominikanern war es immer ein Anliegen, im Glauben Herz und Verstand zusammen zu bringen, also den Glauben auch vernunftmäßig zu begründen. Das zusammen zu bringen und wirklich konkret an den Nöten der Menschen dran zu bleiben. Unser Orden ist sehr flexibel, hat eine sehr flexible Struktur, und ich glaube, dass das weiterhin eine Antwort auf die Nöte der Zeit ist.“ 

(rv 04.08.2016 cs)








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