2016-08-03 13:30:00

Italien: 93 Prozent der Flüchtlinge kommen hier durch


93 Prozent aller Flüchtlinge, die nach Europa wollen, kommen nach Italien. Diese Zahl stammt vom UNO-Hochkommissariat für Flüchtlinge. Mittlerweile ist Italien die einzige gebliebene Möglichkeit, um den Kontinent zu erreichen. Die Balkan-Route sowie der Weg durch die spanische Halbinsel sind fast komplett gesperrt. Deshalb sind die Aufnahmestellen in Italien sehr wichtig, wie die Freiwilligen der Notstelle in Rom beim Bahnhof Tiburtina im Gespräch mit Radio Vatikan betonen. Der Helfer-Verein „Baobab“ zeigt uns „hinter den Kulissen“, wie der Alltag bei ihnen aussieht. „Baobab ist eines jener Erfahrungen, die ein Leben in ein vorher und in ein nachher aufteilen“, sagt uns eine Freiwillige. „Da wird die Wahrnehmung auf die Mitmenschen komplett verändert. Du verstehst, dass es nicht darum geht, sich abzuschotten.“ Fast 200 Flüchtlinge leben mittlerweile in der Aufnahmestelle fast im Zentrum der Ewigen Stadt. Es sind alles Afrikaner. Die meisten kommen aus Äthiopien und Eritrea. Einige stammen aus Marokko, Tunesien oder Ägypten. Und dann gibt es auch noch etliche aus dem Sudan. Sie schlafen in Zelten oder auf Matratzen im Freien. Die Sommerhitze macht das möglich.

Viele Frauen und Kleinkinder

Unter den Flüchtlingen sind viele Frauen mit Kleinkindern. „Wir sind weiterhin eine Anlaufstelle, obwohl wir eigentlich seit Dezember geschlossen sein sollten. Wir besorgen das Essen und Kleider. Jeden Tag kommen Spenden sowie Geschenke, die wir oft leider wieder zurückschicken müssen, weil wir schlicht und einfach keinen Platz für die Aufbewahrung haben“, erläutert ein weiterer Freiwilliger. „Wir bieten auch eine juristische Anlaufstelle an, aber das Ganze ist leider doch sehr amateurhaft. Und dann organisieren wir auch kleine Ausflüge, um beispielsweise das historische Stadtzentrum kennenzulernen. Wir fahren sie zum Meer oder spielen mit ihnen Fußball. Es braucht nicht viel.“

Ein Flüchtling aus Nigeria traut sich und sagt im Mikrophon: „Ich weiß, dass viele in Europa Angst vor uns haben, weil sie denken, dass wir alle Terroristen sind. Aber ein Flüchtling, also ein Mensch, der sein Zuhause verlässt, weil er dazu gezwungen wurde und wie ich vor Boko Haram flüchtet, der ist sicher kein Terrorist. Einer wie ich denkt nur daran, ein besseres Leben zu haben.“

(rv 03.08.2016 mg)








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