2016-07-28 08:30:00

Päpste in Auschwitz-Birkenau


Am Freitag wird Papst Franziskus das ehemalige Vernichtungslager Auschwitz Birkenau besuchen. Er reiht sich damit in die Reihe von Papst Johannes Paul II und Benedikt XVI. ein, es wird der dritte Papstbesuch dort sein.

Der Pole – Papst Johannes Paul II.

Als erster Papst überhaupt reist Papst Johannes Paul II. während des Kalten Krieges an den Vernichtungsort des vergangenen zweiten Weltkrieges. Als junger Erwachsener erlebte er sein Land in den Fängen der deutschen Besatzer und entkam selbst der Deportation nach Deutschland nur durch Zwangsarbeit. Nach dem Krieg kam er oft nach Auschwitz, betete in der Todeszelle von Maximilian Kolbe und ist zwischen den Trümmern der Krematorien von Birkenau umhergegangen. Auch als Papst musste er - wie er selber sagte - an diesen Ort zurückkehren. 1979 kam er primär als Pilger und nicht als Papst nach Auschwitz-Birkenau. „So komme ich also und beuge meine Knie auf diesem Golgota unserer Zeit, vor diesen Gräbern, die großenteils keine Namen tragen, wie ein gigantisches Grab des Unbekannten Soldaten. Ich knie vor allen Tafeln, die eine lange Reihe bilden und auf denen das Andenken an die Opfer von Auschwitz in folgenden Sprachen geschrieben steht:“

Durch eben diese Gedenktafeln und dem Mahnmal am Ende der Gleise der Judenrampe zwischen den Krematorien ist dieser Ort Prüfung für das Gewissen der ganzen Menschheit. Der Schrei der hier gemarterten Menschen soll Frucht für Europa sein, betont Johannes Paul in seiner Ansprache.

Der Deutsche – Papst Benedikt XVI.

Nach dem polnischen Papst folgte ein Deutscher, Papst Benedikt XVI. Auch er hat den Zweiten Weltkrieg miterlebt, nur auf der anderen Seite der Front, wenn man so sagen will. Ein Jahr nach seiner Papstwahl führt ihn seine Reise ebenfalls nach Polen, an einem Sonntag fährt er bei strömenden Regen zum ehemaligen Vernichtungslager Auschwitz, kurz vor seiner Ankunft hört der Regen auf, als er seine Rede beginnt, spannt sich ein Regenbogen über das Eingangstor von Auschwitz Birkenau.

„Papst Johannes Paul II. stand hier als Sohn des polnischen Volkes. Ich stehe hier als Sohn des deutschen Volkes, und gerade deshalb muß ich, darf ich wie er sagen: Ich konnte unmöglich nicht hierherkommen. Ich mußte kommen. Es war und ist eine Pflicht der Wahrheit, dem Recht derer gegenüber, die gelitten haben, eine Pflicht vor Gott, als Nachfolger von Johannes Paul II. und als Kind des deutschen Volkes hier zu stehen – als Sohn des Volkes, über das eine Schar von Verbrechern mit lügnerischen Versprechungen, mit der Verheißung der Größe, des Wiedererstehens der Ehre der Nation und ihrer Bedeutung, mit der Verheißung des Wohlergehens und auch mit Terror und Einschüchterung Macht gewonnen hatte, so daß unser Volk zum Instrument ihrer Wut des Zerstörens und des Herrschens gebraucht und mißbraucht werden konnte. Ja, ich konnte unmöglich nicht hierherkommen.“ Er sei nach Auschwitz gekommen, um die Gnade der Versöhnung zu erbitten, von den Menschen, die hier gelitten haben, aber auch von Gott. Benedikt steht auf dem Mahnmal für die Opfer des Holocaust. Im Angesicht der Judenrampe, flankiert von den Trümmern der Krematorien auf seiner rechten und linken Seite, verschlägt es einem die Sprache. Genau deswegen will Papst Franziskus während seinem Besuch im ehemaligen Vernichtungslager schweigen, im Gebet verharren und um die Gnade der Tränen bitten.

Internationale Bedeutung von Auschwitz

Alle drei Besuche der Päpste in Auschwitz-Birkenau markieren zugleich eine Bedeutungsentwicklung der Gedenkstätte, bedeutet Manfred Deselaer, der als deutscher Auslandsseelsorger seit mehr als 25 Jahren im Schatten von Auschwitz lebt. „Papst Johannes Paul II war hier Ortsbischof. Oswiecim gehörte zu seiner Diözese. Es war immer ein ganz wichtiger Ort für ihn. Das hat man später auch oft gemerkt, er ist oft darauf zurückgekommen. Das wusste Papst Benedikt. Und Papst Benedikt mit seinem deutschen Hintergrund wusste, dass das eine Rolle spielt, wenn er hier ist. Und für mich, wie für viele damals, war das ein sehr guter Nachfolger: diese beiden Seiten. Franziskus repräsentiert für mich den nächsten Schritt, die nächste Dimension, die inzwischen stattgefunden hat: Auschwitz ist ein Thema für die Welt geworden.“ Das kann man während des Weltjugendtages ganz besonders deutlich sehen, wenn die verschiedenen Jugendgruppen aus den USA, Syrien, Indien, Italien oder auch Deutschland über das fast 200 Hektar große Gelände laufen und sich mit der Geschichte auseinandersetzen.

 

(rv 28.07.2016 pdy)








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