2016-07-20 13:16:00

Venezuela: Von der Wirtschaftskrise in die humanitäre Krise


Die Bischöfe Venezuelas richten einen Appell an die Regierung des südamerikanischen Landes, die Versorgung der eigenen Bevölkerung auch durch Importe aus dem Ausland zu gewährleisten. Über 100.000 Venezolaner haben eine kurzfristige Grenzöffnung nach Kolumbien genutzt, um sich dort mit dem Nötigsten für den täglichen Bedarf wie Lebensmitteln, Medikamenten oder Toilettenpapier einzudecken. Venezuelas Präsident Nicolás Maduro hatte am Samstag Grenzübergänge für eine befristete Zeit freigegeben.

Dieser Ansturm verdeutlicht die anhaltende Wirtschafts- und Versorgungskrise im südamerikanischen Land. Der Appell der venezolanischen Bischofskonferenz kommt inmitten einer zunehmend dramatischen Situation, berichtet Kardinal Jorge Urosa Savino, Erzbischof von Caracas. „Weil ein enormer Mangel an Nahrung herrscht und diese zugleich sehr teuer ist aufgrund der Inflation, die im Vergleich zum vergangenen Jahr bereits bei 400 Prozent liegt. Die Situation ist äußerst ernst. Daher haben wir die nationale Regierung aufgerufen, diese Probleme zu lösen und dem venezolanischen Volk das Recht auf Nahrung zu gewährleisten.“

Was als Wirtschaftskrise begann, hat sich zu einer humanitären Katastrophe ausgewachsen. Lebensmittel sind stark rationiert. Eine Familie bekommt pro Monat 300 Gramm Trockenmilch, ein halbes Kilo Nudeln und 200 Gramm Butter. Fleisch, Eier oder Fisch müssten sie teuer kaufen, mit Geld, das kaum einer mehr habe, erklärt Jaime Villarroel, Bischof der Diözese Carúpano, gegenüber dem Hilfswerk Kirche in Not. Diese Nahrungsrationen würde höchstens eine Woche reichen. Zusätzlich fehle es den Krankenhäusern an Medikamenten und Verbandmaterial. Ärzte haben erst kürzlich die Kirche und den Papst gebeten, zu intervenieren, da die Regierung keine Importe erlaubt. Doch die Regierung beachte Appelle der Kirche nicht, berichtet auch Kardinal Urosa Savino. „Schon seit einigen Monaten bittet die Kirche die Regierung um Erlaubnis, damit Produkte wie Nahrung oder Medikamente ins Land kommen könnten, die viele Personen aus dem Ausland von Nichtregierungsorganisationen oder kirchlichen Organisationen schicken wollen. Die Regierung erteilt diese Berechtigung jedoch nicht. Das bedauern wir und natürlich verstehen wir nicht, was die Gründe der Regierung dafür sind.“

Aufgrund dieses Mangels an Nahrung und Medikamenten kommt es zu Plünderungen, Gewalt und Mord sind an der Tagesordnung, und das auch gegenüber Mitgliedern der Kirche, berichten Hilfswerke wie Kirche in Not. Immer wieder kommt es zu Angriffen auf Priester und Seminaristen, weil die Regierung glaubt, diese seien Putschisten. „Was wirklich stört ist, dass die Regierung statt sich zu kümmern, zuzuhören und die Vorschläge der venezolanischen Bischöfe zu prüfen, uns Bischöfe mit absurden Argumenten angreift. Anstatt die Probleme zu untersuchen, die wir aufwerfen, greifen sie uns an und bezeichnen uns als Putschisten. Das ist natürlich völlig falsch. Wir haben uns in keiner Weise an Verschwörungen gegen die Regierung beteiligt.“

Die Kirche spielt eine zentrale Rolle, um der Not abzuhelfen. Die Krise bringe die Menschen der Kirche näher. Denn obwohl gut 96 Prozent der Einwohner Venezuelas getauft sind, praktizieren nur Wenige ihren Glauben. Immer wieder habe die Kirche auf respektvolle Weise versucht, mit Problemanalysen und Lösungsvorschlägen mit der Regierung zu kooperieren, betont der Kardinal. „Dies ist ein sehr ernstes Problem, und es ist eine Schande, denn die Situation in dem Land hat sich nichts getan, sondern sie hat sich zunehmend verschlechtert.“

(rv/pm 20.007.2016 pdy)








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