2016-07-10 08:37:00

Happy Birthday, Südsudan...


An diesem Wochenende jährt sich zum fünften Mal die Geburt des jüngsten Staates der Welt: Die Rede ist von Südsudan. Am 9. Juli 2011 löste sich der südliche Landesteil, einen jahrzehntelangen Bürgerkrieg im Rücken, vom Sudan und wurde unabhängig. Wie feiert Juba, Südsudans Hauptstadt, diesen Geburtstag?, fragten wir den katholischen Erzbischof Paulino Lukudo Loro. Seine Antwort: Gar nicht.

„Wegen der schwierigen Lage in der Welt und in unserem Land hat der Präsident beschlossen, keine großen Feiern durchführen zu lassen. Es gibt zwar eine Botschaft an das Volk zu diesem Anlass, aber keine großen Events wie in den letzten Jahren.“ Und zwar, weil es gar nicht so viel zu feiern gibt. „Die Lage ist nicht besonders gut. Es gibt viel Armut im Land, die Leute leiden an Hunger. Die wirtschaftliche Lage ist desaströs, den Leuten ist darum nicht gerade nach Feiern zumute. Ich halte es darum für eine weise Entscheidung, den Tag nicht besonders zu begehen, jedenfalls nicht mit den üblichen Feierlichkeiten wegen großer Anlässe.“

Es kommt ja auch noch dazu, dass zwischen Dezember 2013 und April 2016 ein Krieg getobt hat: ein Machtkampf zwischen Präsident Salva Kiir und dem früheren Vizepräsidenten Riek Machar, mit häßlichen ethnischen Weiterungen. 50.000 Tote, zwei Millionen Binnenflüchtlinge – die in der Regel immer noch nicht in ihre Heimat zurückgekehrt sind, weil sie dem Frieden (zu Recht) noch nicht trauen. Erst am Freitag kam es vor dem Präsidentenpalast (in dem sich gerade sowohl Kiir als auch Machar aufhielten) zu Zusammenstößen und Schüssen, mehr als 150 Menschen wurden getötet. Auch an diesem Sonntag sind nach Angaben von Nachrichtenagenturen am Stadtrand von Juba Kämpfe im Gang.

„Die humanitäre Lage ist wirklich nicht gut“, sagt Erzbischof Lukudo Loro. „Dabei ist es vor allem die Ernährungslage, die die Leute unzufrieden macht. Grundnahrungsmittel sind fast unerschwinglich, die Preise auf den Märkten klettern, viele Arme können sich das nicht mehr leisten. Die humanitäre Lage ist schwierig, und Hilfen aus dem Ausland kommen nur schleppend hier an. Das ist ein Moment des Leidens im Land.“

Die Helfer haben den Mut verloren...

Der Südsudan war schon bei seiner Entstehung das ärmste Land Afrikas, und eines der ärmsten der Welt. Auf diesem schlechten Platz in der Statistik steht er immer noch. „Die Kirche ist präsent, mit dem Kirchenrat und mit unserer katholischen Kirche. Aber uns geht es auch nicht anders als den anderen – wir kriegen auch keine spezielle Hilfe in diesem Moment. Wir sitzen also in dieser Hinsicht, in dieser speziellen Phase, als Gesellschaft alle in einem Boot.“

Heißt das, die katholische Kirche bekommt tatsächlich keine besondere Unterstützung aus dem Ausland? Auf diese Frage holt Erzbischof Lukudo Loro zu einer etwas längeren Antwort aus. „Wissen Sie – wir haben mehr als zwanzig Monate für einen Frieden im Land gearbeitet und gekämpft, wir waren also sozusagen im Kampfmodus. Und in der Zeit haben viele von denen, die uns unterstützt haben, den Mut verloren und wissen jetzt auch nicht mehr so richtig, wie sie uns noch helfen sollen. Dasselbe ist auch im kirchlichen Bereich passiert. Natürlich unterstützen uns die anderen Kirchen – aber die Lage ist ja im Moment in vielen Teilen der Welt schwierig, es gibt so viele, denen man beistehen muss! Und darum gehören wir, glaube ich, zu denen, die nicht sehr leicht Hilfen bekommen.“

(rv 10.07.2016 sk)








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