Nach neuen tödlichen Anschlägen von Palästinensern hat Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu an diesem Montag schärfere Maßnahmen im besetzten Westjordanland angekündigt. In den vergangenen neun Monaten wurden bei mehreren Anschlägen 35 Israelis getötet. Mehr als 220 Palästinenser kamen zudem ums Leben.
Viele Opfer dieser Spannungen sind Kinder und um die kümmert sich in Bethlehem, dem Geburtsort Jesu, das katholische Kinderkrankenhaus „Caritas Baby Hospital“. Die Schweizerin Sibylle Hardegger ist Präsidentin der Kinderhilfe Bethlehem, Trägerin der Kinderklinik. Im Gespräch mit Radio Vatikan sagt sie: „Unser Spital ist gut ausgelastet. Wir haben allein im vergangenen Jahr fast 40.000 Kinder behandelt und konnten die Behandlungszahlen steigern, was zeigt, dass es uns braucht und wenn man gebraucht wird, ist das der größte Antrieb für eine Organisation wie die unsrige.“
Vor wenigen Tagen war eine 13-Jährige von einem Palästinenser im Schlaf erstochen worden. Solche tragischen Nachrichten erreichen den Westen und können auch die Spenden beeinflussen, die für bedürftige Menschen in dem Krisengebiet gerichtet sind. Das „Caritas Baby Hospital“ hat bisher immer genügend Spendengelder einsammeln können, allerdings… „Wenn man die Situation in Europa oder allgemein in der Welt anschaut, dann gibt es da so viele Konflikte und so viele Menschen, die auf der Flucht sind, die das Nötigste nicht haben. Da ist es verständlich, dass viele Leute für diese Mitmenschen spenden. Ich glaube, es gibt nur ein gewisses Maß an Spendengeldern und die werden immer aufgeteilt. Wenn es dann eine solche Flüchtlingskrise wie es derzeit gibt, dann merken wir das auch bei unseren Spendeneinnahmen.“
Investition und Gesundheit und Bildung
Auch müsse man vor Vorurteilen hüten: Israel gilt in den westlichen Köpfen zu Recht als technologisch fortgeschritten. Die palästinensischen Gebieten haben aber auch Bereiche, die einigermaßen gut funktionieren, so Hardegger. „Wir sind eigentlich ein Spezialspital für Babys und Kinder. Mit unserer Bettenanzahl sind wir sehr beachtlich und spielen eine wichtige Rolle im Gesundheitssystem von Palästina. Es gibt vor allem zwei Sektoren – wenn ich das so sagen darf – bei denen die palästinensische Autonomiebehörde investiert. Das eine ist es das Schulwesen und das andere ist das Gesundheitswesen und das letztgenannte erlebt derzeit eine sehr dynamische Entwicklung.“ Hier spielten vor allem die Exil-Palästinenser eine wichtige Rolle, die den Bau von neuen Krankenhäusern fördern.
Die Friedensgespräche zwischen Israelis und Palästinensern waren vor zwei Jahren abgebrochen worden, seitdem hat sich das Verhältnis weiter verschlechtert. Das so genannte Nahost-Quartett (USA, EU, Russland, UNO) bemüht sich um eine Beilegung des Konflikts. Als Auslöser der Gewalt für die Angriffe von Palästinensern auf Israelis gilt neben der Enttäuschung über den stockenden Friedensprozess auch der Ärger über die Ausbreitung jüdischer Siedlungen sowie ein Streit über den Zugang zum Jerusalemer Tempelberg.
(rv 04.07.2016 mg)
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