2016-07-02 10:09:00

Schweizer Pilger in Rom: „Habt keine Angst, Männer“


Nach über 1.000 Kilometern ist sie am Dienstag endlich in Rom angekommen: Die Schweizer Pilgergruppe des Projekts „Kirche mit* den Frauen“ hat viele Höhenmeter überwunden, um ihr Anliegen sprichwörtlich über die Alpen zu tragen: Sie wünschen sich eine Kirche, in der Männer künftig nicht mehr ohne Frauen über die Aufgabe und Rolle der Frau in der katholischen Kirche befinden. An diesem Samstag feiern sie gemeinsam mit Bischöfen, Äbten und rund 500 Unterstützern den Abschluss ihrer Pilgerreise. Mit Radio Vatikan zogen sie ein Fazit.

Losgepilgert war die Gruppe Anfang Mai in St. Gallen. Mitorganisatorin Hildegard Aepli, Theologin und Pastoralassistentin, war von Anfang an dabei. Umso größer war die Begeisterung bei der Ankunft in der Ewigen Stadt. „Also hier in Rom auf dem Petersplatz angekommen zu sein, das war eine ganz große Sache vor allem dieses letzte Stück. Wir sind ja da vom Tiber rauf gekommen direkt bei der Engelsburg und danach mit diesem Pilgerpulk die ganz breite Straße auf den Petersdom zuzulaufen, das hat uns alle ergriffen.“

Doch es ging ja nicht ums Pilgern allein, sondern um ein Herzensanliegen für die Frauen in der Kirche. Für dieses Anliegen hätten die Mitpilger jede Strapaze auf sich genommen, waren beharrlich und entschlossen, so Aepli. Und das sei eine große Kraft. Die meisten Pilger seien Frauen nahe der Pensionierung gewesen, so Aepli, aber am Wochenende seien auch jüngere Leute dazugekommen, aus der Kirche, manchmal auch Fernstehende, die einfach neugierig waren. „Suchende Menschen, Menschen mit einer Sehnsucht, dass sich in der Kirche etwas entfaltet, dass die Kirche sich öffnet, für die Sprache für die Menschen von heute.“

„Das Herzensanliegen ist, dass sich in der Struktur der römisch-katholischen Kirche etwas so verändert, dass Frauen mit ihren Charismen und Gaben so einbezogen werden, dass nicht über sie entschieden wird, dass nicht Männer entscheiden, was Frauen sollen und dürfen oder nicht, sondern dass Frauen wo überall möglich einbezogen werden für dieses Gespräch ‚wie gestalten wir gemeinsam Kirche‘.“

Während der Pilgerreise ist auch die Nachricht zu ihnen durchgedrungen, dass der Papst eine Kommission zur Prüfung des Diakonats der Frau erwägt. Doch hier sollten eben nicht wieder nur Männer beraten, sondern Frauen mit eingeschlossen werden, findet Aepli. Leider sieht Aepli aber noch viele verschlossene Türen im Vatikan. Eine Audienz mit Papst Franziskus blieb ihnen aber wohl eher aus praktischen Gründen verwehrt: Er hat bereits seine Ferien begonnen.

„Ich habe in mir so das Thema „geschlossene Türen in Rom“ mitgetragen, ich habe eine ganze Liste, wo wir angebrannt sind. Wir haben natürlich großes Verständnis dafür, dass wir keine Audienz haben, dass der Papst Ferien hat. Aber es hätte ja vielleicht die Möglichkeit gegeben zu sagen: Das ist so eine tolle Sache, was die Frauen aus der Schweiz da machen, da schicken wir einen Vertreter, der diese Frauen aus der Schweiz empfängt. Aber wir sind nicht empfangen worden. Wir sind einfach als Gruppe hier unterstützt worden von einem Reisecar aus der Schweiz, die sind die letzten Kilometer mit uns gelaufen. Aber hier auf dem Platz war niemand.“

Irene Gassmann, Priorin des Benediktinerinnenklosters Fahr, findet, dass aber auch die Frauen noch aktiver werden müssten, zumindest was die Orden betrifft.

„Für mich wäre es schön, wenn auch noch mehr Ordensfrauen das mittragen. Das war für mich dann auch eher etwas schmerzlich, dass gerade auch Ordensfrauen weniger präsent sind. Sie haben das bestimmt ganz fest im Gebet mitgetragen, ich glaube, das haben wir immer wieder gespürt, dass für dieses Projekt sehr viel gebetet wird. Das ist ganz wichtig, aber ich glaube es wäre auch wichtig, wenn die Frauen auch wirklich hinstehen für diese Sache.“

Orden könnten ein gutes Vorbild für das Miteinander von Männern und Frauen sein, findet Gassmann. Immerhin gab es viel Solidarität von den männlichen Ordensbrüdern, etwa den Jesuiten, den Kapuzinern oder den Benediktinern. Beim Abschlusspilgerweg am Samstag ist etwa auch der Abtpräses der Benediktiner in St. Ottilien, Jeremias Schröder, dabei, sowie die Schweizer Bischöfe Markus Büchel und Felix Gmür, die am Nachmittag im Petersdom mit den Pilgern die Eucharistie feiern.

Auch Mitpilger Franz Mali wird dabei sein, er ist Professor für Patristik, Geschichte der Alten Kirchen und christlich-orientalische Sprachen an der Theologischen Fakultät Fribourg. Er ist aus Überzeugung alles mitgepilgert und unterstützt das Projekt „Kirche mit* den Frauen“ praktisch von der ersten Stunde an. Er hat eine Botschaft an die katholischen Männer:

„Liebe Männer in der katholischen Kirche, habt keine Sorge, habt keine Angst, sondern ihr dürft Vertrauen haben. So wie es unser Pilgerlied zum Ausdruck bringt: Vertrauen ist ein Schritt, Vertrauen ist Schritt für Schritt, Vertrauen ist Gehen, immer Weitergehen. Und wir als Pilger und die Kirche aller Katholikinnen und Katholiken dürfen darauf vertrauen, dass auch die Zukunft unserer Kirche vom Heiligen Geist geleitet wird.“

Natürlich geht das Projekt auch nach der Rompilgerreise weiter. Und auch ein Dokumentarfilm über den Weg der Pilgerinnen und Pilger ist geplant. Er soll „Habemus Feminas“, „Wir haben Frauen“, heißen. Gedreht wurde er übrigens von drei jungen Männern.

(rv 02.07.2016 cz)








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