Ein „Miteinander für Europa“ – laut Papst Franziskus ist das zurzeit wichtiger denn je. In einer Videobotschaft zur Kundgebung der gleichnamigen Organisation an diesem Samstag in München betonte der Papst, dass das Miteinander nicht nur durch wirtschaftliche Kooperationen zu schaffen sei, sondern durch sozialen und kulturellen Austausch sowie einen offenen, menschlichen Umgang miteinander. Die ökumenische Bewegung will mit der Kundgebung und einem Kongress für die Einheit der Kirchen zugunsten eines Zusammenhalts in Europa werben.
„Ihr habt Recht“, sagte Franziskus in der Botschaft, die am Samstagnachmittag auf dem Karlsplatz vor den Teilnehmern ausgestrahlt wurde. „Es ist Zeit, sich zusammen zu tun, und die Probleme unserer Zeit mit einem echten europäischen Geist anzugehen.“ Zu den sichtbaren Mauern auf dem Kontinent gesellten sich die unsichtbaren, die zur Spaltung beitragen. „Mauern, die sich in den Herzen der Menschen erheben, Mauern aus Angst und Aggressivität, aus einem Mangel an Verständnis für Menschen unterschiedlicher Herkunft und Religion. Mauern des politischen und ökonomischen Egoismus, ohne Respekt für das Leben und die Würde jedes Menschen.“
Angesichts von getrennten Kirchen, Menschen auf der Flucht, Not durch Krisen in Europa will die Bewegung „Miteinander für Europa“ mit Christen aus verschiedenen Kirchen und Gemeinschaften Ja sagen zur Einheit in kultureller Vielfalt. Bei der Kundgebung in München und dem dazugehörigen Kongress, der bereits am Donnerstag startete, brachten sich auch die Vatikan-Kardinäle Walter Kasper und Kurt Koch, der Vorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, sowie der Münchner Kardinal Reinhard Marx ein.
Für Papst Franziskus, der zumindest virtuell zugeschaltet war, ist es wichtig, dass Europa sich seinen Problemen stellt und anerkennt, in der globalisierten Welt nicht mehr die herausragende Rolle zu spielen wie einst.
„Wenn wir diese epochalen Problematiken anerkennen, müssen wir den Mut haben, zu sagen: Wir brauchen einen Wandel. Europa ist aufgerufen, nachzudenken und sich zu fragen, ob sein immenses Erbe, vom Christentum durchdrungen, in ein Museum gehört, oder ob es noch imstande ist, die Kultur zu inspirieren und die ganze Menschheit an seinen Schätzen teilhaben zu lassen.”
Die Menschen in Europa müssten gemeinsam die Herausforderungen angehen und im Sinne einer zivilen Gesellschaft für Aufnahme und Solidarität mit den Schwächsten stehen. Gegen die latenten oder offenen Konflikte gelte es, Brücken zu bauen, so der Papst an die Zuhörer. Jede authentische Einheit lebe von dem Reichtum der Vielfalt, wie eine Familie, die viel mehr Einheit sein könne, als ein Einzelner für sich ohne Angst leben könne.
„Wenn das ganze Europa eine Familie der Völker sein will, muss sie den Menschen wieder ins Zentrum rücken, ein offener, aufnahmefreundlicher Kontinent sein, und Zusammenarbeiten fortsetzen, die nicht nur auf Wirtschaft gründen, sondern auch im sozialen und kulturellen Bereich.“
Der ökumenische Zusammenschluss von „Miteinander für Europa“, der auch die katholischen Bewegungen wie Fokolar oder Schönstatt angehören, könne mit seinen Charismen die christlichen Werte bewerben und so einen Beitrag leisten zum Umgang mit den Krisen des Kontinents:
„Euer Lebensstil gründet auf der gegenseitigen Liebe, gelebt mit den Wurzeln des Evangeliums. Eine Kultur der Gegenseitigkeit bedeutet, sich zu konfrontieren, sich gegenseitig wertzuschätzen, aufzunehmen, zu unterstützen. Erhaltet die Frische eurer Charismen, haltet das Miteinander lebendig, weitet es aus! Macht, dass eure Häuser, Gemeinschaften, Städte zu Laboratorien der Gemeinschaft, Freundschaft und Brüderlichkeit werden, imstande, zu integrieren, offen für die ganze Welt.“
(rv 02.07.2016 cz)
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