Frankreich: Vier Priester entpflichtet

Das Erzbistum Lyon hat vier Priester wegen Missbrauchsvorwürfen „entpflichtet“. Alle vier Priester haben wegen sexuellen Missbrauchs von Erwachsenen oder Minderjährigen vor Gericht gestanden; ihre Namen werden nicht mitgeteilt. Lyons Erzbischof, Kardinal Philippe Barbarin, musste sich zu Jahresbeginn gegen Vorwürfe wehren, er habe den als Missbrauchs-Täter beschuldigten Priester Bernard Preynat weiter in der Seelsorge arbeiten lassen. Mit der Mitteilung will Barbarin zeigen, dass er den Einsatz gegen Missbrauchstäter im kirchlichen Ambiente ernst nimmt.

Die vier Priester des Erzbistums Lyon sind von ihrem Amt suspendiert: Das ist die schwerste Sanktion, die das Erzbistum alleine, ohne Beteiligung des Vatikans, verhängen kann. Nicht alle vier sind wegen Missbrauchs verurteilt worden; in einigen Fällen war der Missbrauch verjährt, so das Erzbistum. Gegen weitere Priester seien „spezielle Massnahmen“ ergriffen worden; das kann etwa das Verbot meinen, sich in der Nähe potentieller Opfer aufzuhalten.

Der Fall Preynat sowie ähnliche Skandale haben Frankreichs Kirche in den letzten Monaten aufgewühlt. Preynat wird vorgeworfen, als Pfadfinder-Seelsorger vor 1991 in der Region Rhone Jungen sexuell belästigt bzw. missbraucht zu haben. Die Staatsanwaltschaft ermittelte wegen Nicht-Anzeige auch gegen das Erzbistum. Mutmassliche Opfer Preynats hatten die Bistumsleitung mehrfach von ihren Vorwürfen informiert. Barbarin ist seit 2002 Erzbischof von Lyon. Er gibt an, Preynat habe ihm 2006 oder 2007 versichert, seit 1991 „nicht mehr rückfällig geworden“ zu sein. Daraufhin habe er den Geistlichen im Amt belassen.

Auch aus der sozialistischen Regierung sind im Frühjahr Stimmen lautgeworden, die Kardinal Barbarin zum Rücktritt als Erzbischof aufforderten. Papst Franziskus hat ihn unlängst in einem Interview in Schutz genommen; es sei jedenfalls nicht sinnvoll, dass Barbarin vor Abschluss der Untersuchungen seinen Hut nehme, befand der Papst. In ein paar Tagen empfängt Franziskus im Vatikan eine von Barbarin geleitete Diözesanwallfahrt.

Die französischen Bischöfe haben auf ihrer Vollversammlung in Lourdes im März eine Verschärfung ihrer Regeln beim Umgang mit Missbrauchsfällen beschlossen. Danach wird ein Priester, der sexuellen Missbrauch an Minderjährigen begangen hat, in jedem Fall seines Amtes enthoben – auch wenn der Fall schon lange zurückliegt. Ein Sprecher des Verbands „La Parole libérée“, zu dem sich Opfer von Preynat zusammengeschlossen haben, begrüßte die Massnahmen des Erzbistums Lyon gegen die vier beschuldigten Priester.

(le monde 02.07.2016 sk)