2016-07-02 12:52:00

Bürgermeisterin Roms: „Verlorenes Vertrauen wiederherstellen“


Eine Frau hat es am Freitag zu Papst Franziskus geschafft, allerdings war das auch im Rahmen einer länger geplanten Privataudienz. Roms neue Bürgermeisterin Virginia Raggi besuchte Franziskus und brachte ihm die Anliegen der Römer kurz nach ihrer Wahl näher. In mindestens einem Punkt sind sich beide offenbar einig: Sie wollen eine menschlichere, umweltfreundlichere Großstadt. Raggi ist die erste Frau, die das Amt des Bürgermeisters der italienischen Hauptstadt bekleidet. Zum Besuch beim Papst sagt sie uns:

„Es ist sehr gut gelaufen, war sehr berührend. Es war ganz klar das erste Mal, dass ich den Heiligen Vater getroffen habe. Ich bin einer wirklich sehr menschlichen Person begegnet, das hat mich tief bewegt.“

Die Stadt Rom sei einerseits der Kirche und dem Vatikan sehr verbunden, betonte Raggi, brauche aber auch eine Wiederbelebung der eigenen Moral:

„Das ist wichtiger denn je nach den tragischen Ereignissen rund um ‚Mafia Capitale‘, hinter denen viele Jahre schlechte Politik stecken. Es ist wichtig, dass die Römer, die Bürger verstehen, dass es etwas gibt, das über das eigene Wohlergehen hinausreicht: Das Gemeinwohl, das Interesse für Andere übersteigt den Partikularismus und Egoismus. Ich glaube, wir haben die Pflicht, diesen Wert des Gemeinsinns zurück in die Verwaltung und die Institutionen zu bringen.“

Die 37-jährigen Römerin von der Protestbewegung „Movimento 5 Stelle“ hat sich für die vernachlässigte italienische Hauptstadt viel vorgenommen. Auch im Bereich Umwelt und Sauberkeit will sie etwas bewegen. Raggi lobte deshalb die Umwelt-Enzyklika des Papstes, Laudato Si, als ein sehr zeitgemäßes Schreiben:

„Ich muss sagen, dass ich die Worte in seiner Enzyklika Laudato Si‘ sehr geschätzt habe, sie scheinen mir extrem aktuell und modern, es ist die Rede von Klimawandel, von Städtebau, der zur Pein wird für die Umwelt, wenn er sich nicht an den Regeln orientiert, von Gemeinschaftssinn und den Schwächsten. Diese Enzyklika sagt viel über das Rom von heute.“

Gerade was die Abfallwirtschaft anbetrifft, will Raggi aus dem ständigen Ausnahmezustand heraus und Mülltrennung wie Recycling stärker etablieren. Die Stadt sei an vielen Punkten verwahrlost. Der Verkehr funktioniere nicht, die Straßen seien in unhaltbarem Zustand.

Auch werde wenig auf die Bedürftigen geschaut, sondern mehr aufs Geld, so Raggi. Beispiel sei die Ausbeutung der Flüchtlinge durch die organisierte Kriminalität, die daraus ein regelrechtes Geschäft gemacht hat. Hier brauche es einen Paradigmenwechsel weg vom Geld, hin zum Menschen, findet Raggi. Franziskus dürfte ihr da Recht geben. Auch dürfe die Stadt nicht am falschen Ende sparen, sondern müsse mehr in die Angebote für Familien investieren.

„Die Römer lieben Rom. Sicher braucht es eine kulturelle Bewegung, die ein Klima des Vertrauens der Bürger in die Verwaltung wiederherstellt. Das liegt als aller erstes bei der Verwaltung, die die Regeln wieder instand setzen muss. ‚Mafia Capitale‘ hat uns gezeigt, wie der Missbrauch der Regeln zu einer Verwilderung der öffentlichen Angebote geführt hat. Wir müssen das Vertrauensverhältnis wiederherstellen und auch sicherstellen, dass Missbrauch von Regeln bestraft wird.“

(rv 02.07.2016 cz)








All the contents on this site are copyrighted ©.