2016-06-24 16:30:00

Papst in Armenien: Aus den Gräueln der Vergangenheit lernen


Aus den Gräueln der Vergangenheit lernen, wie Frieden zu gestalten wäre: Diesen Wunsch äußerte Papst Franziskus auf armenischem Boden in seiner Ansprache an den Staatspräsidenten, Diplomaten, Politiker und Vertreter des öffentlichen Lebens. Der Papst ging auf das nationale Trauma der Armenier ein, das von den Osmanen durchgeführte Massaker in den Jahren 1915/1916. Der „Metz Yeghern” -  das „große Übel”, wie die Armenier selbst die Vertreibung und die Massaker nennen - „diese Tragödie, dieser Völkermord“ habe „leider die traurige Liste der entsetzlichen Katastrophen des vergangenen Jahrhunderts” wiederholt, die „von anormalen rassistischen, ideologischen oder religiösen Motivationen ermöglicht wurden, welche den Geist der Menschenschinder so weit verdunkelten, dass sie sich das Ziel setzten, ganze Völker auszurotten.”

Er wünsche sich von Herzen, fuhr der Papst fort, dass „die Menschheit aus diesen tragischen Erfahrungen die Lehre ziehen kann, verantwortungsvoll und klug zu handeln, um den Gefahren vorzubeugen, in solche Gräuel zurückzufallen.” In den internationalen Streitfragen - Franziskus nannte keine konkret, doch alle Anwesenden dachten an die Scharmützel Armeniens mit den Nachbarländern Georgien, Aserbeidschan, Türkei und Iran – solle daher stets Dialog vorherrschen, die „echte Suche nach dem Frieden” und „der beharrliche Einsatz der internationalen Organismen”. Franziskus bot in einem solchen Prozess auch die Unterstützung der katholischen Kirche an. Und er mahnte alle religiösen Menschen dazu, gemeinsam gegen Religionsmissbrauch vorzugehen. Wer sich der Religion bediene, um Krieg und gewaltsame Verfolgung zu rechtfertigen, müsse isoliert werden. Auf diese Weise nämlich werde der „heilige Name Gottes instrumentalisiert und manipuliert”.

Besondere Verfolgung erfahren im Moment Christen, stellte der Papst in Armenien klar. Sie werden „verfolgt wie zur Zeit der ersten Märtyrer und vielleicht sogar noch mehr”. Darüber hinaus gebe es derzeit zu viele ungelöste Konflikte in verschiedenen Weltgegenden, die Zerstörung und Zwangsmigration verursachen. Hier müssten die Verantwortlichen in den Regierungen mutig und rasch handeln und klare Ziele vor Augen haben: Frieden, Aufnahme von Flüchtenden, Förderung von Gerechtigkeit und nachhaltige Entwicklung. Armenien habe in dieser Hinsicht viel zu geben, sagte der Papst, nicht nur weil es die Verfolgung am eigenen Leb erlebte, sondern auch, weil es jedesmal wieder neu anfing. „In diesem Sinn ermutige ich [Armenien], seinen wertvollen Beitrag der internationalen Gemeinschaft nicht vorzuenthalten.”

Seit 25 Jahren ist Armenien unabhängig. Franziskus lobte ausdrücklich die christliche Identität, die der Kaukasus-Nation niemals abhanden gekommen ist und weit davon entfernt sei, “die gesunde Laizität des Staates” zu behindern, im Gegenteil: die christliche Identität Armeniens stärke die Religionsfreiheit und die Achtung gegenüber den Minderheiten.

(rv 24.06.2016 gs)








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