Die Begründung des Moskauer Patriarchats für die Absage der Teilnahme am Panorthodoxen
Konzil ist nicht ehrlich: So urteilt der Pressesprecher des Ökumenischen Patriarchats,
Erzdiakon John Chryssavgis. In einem Beitrag für das New Yorker Ökumene-Portal „firstthings.com“
schreibt er, das Fernbleiben mehrerer Kirchen vom Konzil auf Kreta mache allerdings
Meinungsverschiedenheiten und vorhandene Hintergedanken deutlich, die innerhalb der
Orthodoxie bestünden.
„Eine Mehrheit von lokalen Kirchen hat den Wunsch, gemeinsam zu gehen - die wörtliche
Bedeutung des Wortes Synode - und zur Einheit zu kommen, während eine Minderheit die
ethnische Isolation wünscht“, so der grecoaustralische Theologe. Dennoch dürfe es
keine Konzilsverschiebung wegen einer Minderheit geben, und die Teilnahme von nur
zwei Dritteln der orthodoxen Kirchen entwerte das Konzil auch nicht.
Chryssavgis erklärte, dass Moskau bereits von Anfang an blockiert habe. „Die offiziellen
Vertreter aller orthodoxen Kirchen haben die Idee der Konziliarität zwar prinzipiell
unterstützt, aber einige haben versucht, den konziliaren Prozess in der Praxis zu
blockieren. Insbesondere die Vertreter der russisch-orthodoxen Kirche (Moskauer Patriarchat)
haben auf einer sehr engen Auslegung der Konsensregel bestanden, die für alle konziliaren
Entscheidungen gelten sollte. Das Moskauer Patriarchat forderte eine totale Einstimmigkeit
aller Kirchendelegationen und forderte sogar, dass auch jeder Bischof in jeder Delegation
auf Linie ist. Eine derartige Auslegung des Konsensprinzips weicht ab von der Tradition
der Kirche“, so der Theologe und Patriarchats-Sprecher.
Einstimmigkeit nicht erforderlich
Die Kirchengeschichte ergebe vielmehr einen anderen Befund, fuhr er fort. Die Entscheidungen
in den Konzilen und Synoden seien „aufgrund von Mehrheitsbeschlüssen oder per acclamationem
getroffen“ worden. Dies sei sogar innerhalb der russisch-orthodoxen Kirche der Fall.
Historisch gesehen hätten konziliare Entscheidungen eine „breite Repräsentanz“ von
Ortskirchenvertretern erfordert, jedoch nicht die Teilnahme der Vertreter aller Ortskirchen
ohne Ausnahme.
Die Entscheidung des Moskauer Patriarchats, sich vom Konzil zurückzuziehen, verletze
zudem die schriftliche Zusage vom März 2014, die noch im Januar 2016 bestätigt wurde.
„Es ist eine grundlegende Annahme des internationalen Rechts, dass jede Partei, die
sich weigert, an den Tisch zu kommen, ihr Recht aufgibt, bei der Abstimmung berücksichtigt
zu werden. Auch im UNO-Sicherheitsrat, der für seine Mitglieder das beste Instrument
ist, um ihre eigenen Hoheitsrechte und nationalen Interessen zu schützen, zählt die
Stimme eines abwesenden Mitglied als Enthaltung. In Analogie dazu können die lokalen
Kirchen, die nicht zum Konzil kommen, nicht das Ergebnis diktieren. Das wäre gegen
alles, wofür die orthodoxen Kirchen im Hinblick auf das Prinzip der Konziliarität
und der Einheit stehen“, so Chryssvagis abschließend.
(kap 17.06.2016 sk)
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