2016-06-14 11:33:00

Papst: „Feindesliebe macht den Feind besser”



„Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen”. An diese Worte Jesu an seine Jünger im Matthäus-Evangelium erinnerte Papst Franziskus am Dienstag bei seiner Morgenmesse in der vatikanischen Kapelle Santa Marta. Jesus habe die Auslegung der Schriftgelehrten in ein neues Licht gerückt, wo es noch hieß: „Du sollst deinen Feind hassen“. Dabei, so Franziskus, sei wichtigste Gebot die Liebe.

Das Alte Testament kennt das Gebot, den Nächsten zu lieben, wie sich selbst (Lev 19,18.34), aber auch das Gebot, den Feind zu hassen. Franziskus erinnerte aber an die Aufforderung Jesu an die Jünger, den Feind zu lieben und für ihn zu beten. In dieser Feindesliebe und dem Gebet liege eine starke Macht, so Franziskus, die den Feind besser mache und uns Gott näher bringe - auch wenn es wohl die schwierigste Aufgabe sei.

„Möge uns Gott vor allem die Gnade geben, für die Feinde zu beten, für die, die uns Schlechtes wollen und Schlechtes tun. Jeder von uns kennt die Vor- und Nachnamen. ‚Ich bete für den und für jenen.‘ Ich versichere euch, das Gebet bewirkt zweierlei: Es macht den anderen besser, weil das Gebet mächtig ist, und uns macht es mehr zu Söhnen des Vaters.“

Franziskus erinnerte an die unterschiedliche Auslegung der Gebote Gottes bei den Schriftgelehrten und bei Jesus. Jesus habe gesehen, dass die Gebote und ihre Auslegung in einer Krise waren:

„Es war eine zu theoretische Erklärung, zu kasuistisch, sagen wir, es war eine Lehre ohne Herz, in der die wichtigste Lehre, die Liebe Gottes für uns, nicht im Zentrum stand. Dabei ist das wichtigste Gebot, Gott mit ganzem Herzen und ganzer Kraft und Seele zu lieben, und den Nächsten zu lieben wie dich selbst. Das stand bei den Schriftgelehrten aber nicht im Zentrum. Im Zentrum standen Fälle: Darf man das machen? Wie weit darf man da gehen? Und wenn man es nicht darf? Es war eine Kasuistik der Gebote. Und Jesus nimmt den wahren Sinn dieser Lehre auf und bringt sie zur Vollkommenheit.“

Franziskus gab Beispiele, wie Jesus die Gebote in ein neues Licht rückte. „Du sollst nicht töten“, könne auch bedeuten, einen Bruder nicht zu beleidigen. Die Liebe sei großzügiger als die Gebote, zum Beispiel, wenn man jemandem seinen Mantel schenke oder ihn begleite.

„Das ist nicht einfach ein Dienst aufgrund eines Gebots, es ist ein Dienst zur Heilung des Herzens. In diesen Erläuterungen Jesu im Matthäusevangelium steckt ein Weg der Heilung: ein von der Sünde verletztes Herz - das haben wir alle – das muss auf diesen Weg der Heilung gehen, damit es dem Herrn irgendwann gleichen kann und vollkommen wird. Wie es im Evangelium heißt: ‚Ihr sollt also vollkommen sein, wie es auch euer himmlischer Vater ist.‘“

(rv 14.06.2016 cz)








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