2016-06-04 09:44:00

Richter-Gipfel: Kirche und Welt müssen zusammenarbeiten!


Zwangsprostitution, Organhandel oder Kinderarbeit – gegen diese und andere Formen moderner Sklaverei setzen sich Richter und „Mafia-Jäger“ aus der ganzen Welt ein. Seit gestern beraten sie deshalb in der Päpstlichen Akademie der Sozialwissenschaften im Vatikan, gemeinsam mit Papst Franziskus, auf einem speziellen Richter-Gipfel über Strategien gegen Menschenhandel.

Mit dabei: Ulrich Nachtlberger. Er ist Richter am Landesgericht für Strafsachen Wien und unter anderem zuständig für Menschenhandelsfälle. Ein Spezialgebiet, für das er sich ganz bewusst entschieden hat: „Weil für mich die persönliche Freiheit des Menschen etwas ganz Fundamentales ist. Das ist das Kernstück der Existenz überhaupt, und daher ist es für mich einfach untragbar, dass Menschen in sklavereiähnlichen Formen gehalten werden oder in solche Zustände gebracht werden. Das ist mir einfach ein persönliches Anliegen, dass das entsprechend bekämpft wird!“

Ein großes Anliegen auch für Papst Franziskus. Immer wieder hat er in seinen Ansprachen die Ausbeutung und Versklavung unschuldiger Menschen verurteilt. Man müsse alle Anstrengungen unternehmen, um dieses „Verbrechen“, diese „nicht hinnehmbare Schande“ zu bekämpfen. Ein Papst, der vor den Grausamkeiten der Welt nicht zurückschreckt - Nachtlberger ist von dieser Leidenschaft begeistert. 

„Ich habe ihn gestern das erste Mal gesehen. Der ist natürlich für diese Institution hier einfach revolutionär, denn er kommt aus Lateinamerika; die Lateinamerikaner haben einen ganz anderen Zugang, und das merkt man bei ihm die ganze Zeit. Also, er ist – ganz im Unterschied zu seinem Vorgänger, der ein Intellektueller war und ein richtiger Schriftgelehrter – ein ganz anderer Typ. Mich fasziniert er schon.“

Die Kirche, so Nachtlberger, könne viel zur Bekämpfung des Menschenhandels beitragen. Vor allem im Bereich des Opferschutzes habe sie dies mit ihrem karitativen Einsatz längst bewiesen. Wichtig sei, dass Kirche und Welt zusammenarbeiten. Das wurde dem Wiener Richter schon am ersten Tag des Gipfel-Treffens bewusst: „Weil es hier ein globales Publikum ist. Es sind also nicht nur Leute aus Europa hier, wie normalerweise bei solchen Konferenzen, sondern es sind wirklich auch aus Südamerika viele Teilnehmer da, die doch einen ganz anderen Zugang zu diesem Thema haben. Das Problem ist dort anders ausgestaltet. Ich habe zum ersten Mal gehört, dass es wirklich auch Fälle von Organhandel gibt, also Menschenhandel zum Zwecke der Organentnahme. Das haben wir in Österreich noch nie gehabt, und ich glaube, in Europa ganz selten. Das gibt es eben in anderen Ländern sehr wohl! Das war schon bemerkenswert - und was natürlich immer wichtig ist, sind die informellen Kontakte, die man dazwischen mit anderen Leuten hier knüpfen kann.“

(rv 04.06.2016 mk)








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