2016-06-01 12:45:00

Schweiz: „Gotthard-Eröffnung war ökumenisch wichtig“


Für die Schweizer ist es nicht mehr und nicht weniger als ihr Jahrhundertbauwerk, und die Eröffnung an diesem Mittwoch hatte erfreuliche Effekte auf religiöse Befindlichkeiten im Land. Die Feier zur Einweihung des Gotthard-Tunnels setzte nämlich ein wichtiges Zeichen in der Ökumene. Das sagt im Gespräch mit Radio Vatikan der ehemalige Abt von Einsiedeln, Pater Martin Werlen. Er führte im Rahmen der Eröffnung eine Segnungszeremonie im Tunnel durch, zusammen mit der reformierten Pfarrerin Simona Rauch, dem Imam Bekim Alimi, dem Rabbiner Marcel Yair Alimi sowie Pieter Zeilstra für den konfessionslosen Teil der Schweizer Bevölkerung: Fünf Sprecher also waren für den religiösen Teil der eröffnung des Gotthard-Tunnels zuständig. Unser Kollege Mario Galgano fragte den Altabt von Einsiedeln, wie er die Feier persönlich erlebt habe:

„Was mich sehr gefreut hat, ist die Tatsache, dass die Meinung der Organisatoren der Eröffnungsfeier, der religiöse Teil werde der Öffentlichkeit kaum interessieren, nicht geschehen ist. Wir haben in den vergangenen Wochen sehr viel darüber gesprochen. Den Menschen ist es nicht gleichgültig, was und wie wir Religion in der Schweiz leben.“

Der Gotthard als Verbindung: es gab aber im Vorfeld die Diskussion, wer die Christen vertreten soll. Wie war es aus Ihrer Sicht? Wurde diese Debatte übertrieben und überspitzt dargestellt?

„Der 1. Juni 2016 wird für die Ökumene in der Schweiz sehr wichtig gelten. Es ist etwas zum Vorschein gekommen, dem wir zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt haben. Das müssen wir nun ins Auge fassen. Im vergangenen November hat die Arbeitsgemeinschaft der christlichen Kirchen in der Schweiz – da sind die verschiedenen Konfessionen zusammen – einen klaren Beschluss gefasst. Wir vergessen, dass wir eigentlich alle einer und derselben Gemeinschaft der Getauften angehören. … Eine französischsprachigen Zeitschrift hatte jedoch die Schlagzeile gebracht, dass der Islam den protestantischen Teil von der Feier sozusagen verdrängt habe. Das wurde dann auch von den Deutschschweizer Medien aufgegriffen. Doch das stimmt so nicht. Alle Konfessionen hatten ja zugestimmt, dass ein Vertreter – und zwar ich – für alle Christen einstehen würde. Ich habe daraufhin vorgeschlagen, dass eine zweite delegierte Person der Arbeitsgemeinschaft den Wortteil, also das Gebet, übernehmen und ich die Segnungshandlung übernehmen soll. Obwohl wir als Getaufte Mühe haben uns als Gemeinschaft zu fühlen, so kam dennoch in dieser Feier zum Ausdruck, dass auch die Christinnen und Christen in der Schweiz mit einer Stimme sprechen können.“

(rv 01.06.2016 mg)








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