2016-05-26 08:27:00

Schwierig, schwierig: Die Leipziger und „ihr“ Katholikentag


Die Stimmung in Leipzig ist nicht nur positiv, hat Propst Georg Giele während der Vorbereitungen zum Katholikentag beobachten können. Leipzig ist eine hochverschuldete Stadt – und dennoch hat sie den Katholikentag mit einer Million Euro gefördert.

Sogar ein Bürgerbegehren versuchte die Förderung durch die Stadt zu verhindern. Insgesamt kostet der Katholikentag knapp zehn Millionen Euro, zur Hälfte wird er von der Kirche getragen, den Rest teilen sich Bund, Land und Stadt. Doch auch wenn die Stadt nur eine Millionen von zehn beisteuerte, sind die Diskussionen in Leipzig groß, berichtet Propst Giele. „Es gab große Diskussionen, die bis heute anhalten, über die Förderung des Katholikentags durch die Stadt, weil jede Förderung den Geschmack hat, dann ist das Geld für anderes nicht da. Diese Diskussionen gibt es, aber inzwischen merkt man auch, dass ein vorsichtiges Interesse, bei manchen auch dezidierte Neugier aufkommt, mal die Vielfalt von katholischer Kirche zu erleben.“ Schätzungen zufolge bekommt die Stadt Leipzig neun Millionen Euro an Einnahmen zurück. Grund dafür sind die über 30.000 Besucher des Katholikentags, die fünf Tage lang Busse, Bahnen und Restaurants füllen oder etwa in Hotels wohnen.

Doch nicht alle Besucher hatten es mit der Bettensuche so einfach. Vor dem Katholikentag fehlten noch einige Unterkünfte, selbst am Mittwoch, der Tag der Eröffnung, hat man bei Giele noch angerufen und nach einen Schlafplatz gefragt. Da konnte Giele dann nicht mehr weiterhelfen, doch mangelnde Schlafplätze im voraus sind nur die eine Seite der Medaille, wie er eigens betont. „Die Leipziger sind eine sehr gastfreundliche Bevölkerung, und es werden vermutlich mehr Gäste privat untergebracht als bei anderen Katholikentagen. Das hat damit zu tun, dass die Stadt eine Zuzugsstadt ist. Die Gemeindemitglieder haben mir zurück gemeldet, mein Zuhause ist voll mit auswärtigen Familienangehörigen, mit Freunden aus der ehemaligen Heimatgemeinde. Gastfreundschaft ohne Ende.“ Fehlende Privatquartiere werden nun mit Matratzenlagern in Schulen ersetzt. Auch das stößt in Leipzig nicht nur auf Gegenliebe, wie man im Internet nachlesen kann, denn dadurch fallen zwei Tage Schule in Leipzig aus.

Bei 4,3 Prozent Katholiken in der Stadt geht Giele nicht davon aus, dass die Leipziger, die normalerweise nichts mit der Kirche zu tun haben, sich 600 Seiten Programm durchlesen und dann einen Workshop besuchen. Deswegen setzt er auf die Begegnungen in der Stadt, und da hat er auch einen Geheimtipp, den man sich nicht entgehen lassen sollte. „Es gibt einen Programmpunkt, der mir sehr am Herzen liegt, weil er von unserem Bistum auch vorbereitet wurde, der nennt sich Off-Church. Wir haben liturgische Orte, die man sonst in der Kirche vermutet, in der Stadt aufgebaut. Es gibt vor dem Hauptbahnhof eine Kanzel, mit der Aufforderung, etwas Gutes zu sagen. Es gibt mitten im Trubel der Innenstadt in der Nähe des Marktes eine Kirchenbank, mit der Einladung, zur Ruhe zu kommen und Kopfhörer aufzusetzen und Bibeltexte von Ben Becker gelesen zu hören.“ Des weiteren gibt es noch ein Tabernakel-Zelt, wo man sich selber die Frage stellen soll, was einem heilig ist. Ganz einfach auf überraschende Weise mit den Passanten in der Stadt ins Gespräch kommen, darauf setzt die Installation Off Church. Giele ist überzeugt, dass das auch funktionieren wird.

(rv 26.05.2016 pdy)








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