2016-05-25 13:20:00

Vatikan: Ethnologisches Museum wiedereröffnet


 

Über 4.000 Jahre alte Steinmasken, faszinierende Federkronen der Ureinwohner Australiens und sogar Mumien – die völkerkundliche Sammlung der Vatikanischen Museen umfasst die stolze Zahl von mehr als 100.000 Objekte aus aller Welt. Am Dienstag hat das Ethnologische Museum nach zweijährigen Umbauarbeiten endlich wieder eröffnet. Museumsleiter Pater Nicola Mapelli freute sich über die vielen staunenden Besucher:

„Das Besondere an diesem Museum ist, dass es alle nicht-europäischen Kunstwerke der Vatikanischen Museen birgt. Afrikanische, amerikanische Kunst, die Kunst Ozeaniens, Australiens und Asiens, die islamische und die präkolumbianische Kunst. Das ist die große Neuheit. Alle denken, in den Vatikanischen Museen gebe es nur europäische Kunstwerke zu sehen – dabei ist der größte Teil der Kunstwerke nicht-europäisch!“

Eines der bedeutendsten Stücke sei eine Kopfbedeckung aus Federn aus Papua-Neuguinea, sagte Mapelli. Es handelt sich um ein Geschenk, das eine dort beheimatete Ethnie vor über einem Jahrhundert dem Vatikan vermachte. Dieses Stück, sagt der Pater, liege ihm besonders am Herzen. Es wurde jüngst restauriert. Bleibt aber die Frage: Was haben all diese Dinge mit der katholischen Kirche zu tun? Der deutsche Kunsthistoriker und Kurator des Museums, Arnold Nesselrath, argumentiert so:

„Die katholische Kirche ist eine Weltkirche. Also muss sie auch in der Lage sein, alle Menschen zu verstehen, mit den Mentalitäten aller Menschen umzugehen. Und das drückt sich natürlich in den Kunstwerken oder in den Schöpfungen vor allem auch ritueller Art ganz besonders aus.“

Kunst, die von weither kommt. Unrechtmäßig von Missionaren erworbene Kunst? Ganz und gar nicht, erklärt Nesselrath. Die Vatikanischen Museen seien sehr darum bemüht, keine Werke mit dubioser Erwerbungsgeschichte in ihre Bestände aufzunehmen. Und trotzdem sei nicht immer klar, woher die Kunstobjekte und Kulturgüter der ethnologischen Sammlung kommen. In den vergangenen Jahren haben sich zahlreiche Diskussionen um die Ursprünge der Exponate in völkerkundlichen Museen entwickelt. Viele Museen und Forschungsarchive in Deutschland mussten ihre Bestände offenlegen und Angaben darüber machen, unter welchen Umständen die Gegenstände erworben wurden. Ein angemessenes Verfahren, findet Nesselrath. Auch das Ethnologische Museum im Vatikan wolle sorgsam und verantwortungsvoll mit ihren Kulturgütern umgehen:

„Wenn irgendetwas da enthalten ist, was nicht rechtmäßig da ist, was kritikmäßig ist usw., dann muss man darüber reden und dann muss man das sehen. Die meisten Sachen kommen ja von der großen Ausstellung von 1925 von Pius XI., die Missions-Ausstellung. Da sind viele Sachen geschenkt worden und zunächst einmal geht man nicht davon aus, dass der, der sie geschenkt hat, dann irgendwo die gestohlen hat oder unrechtmäßig entwendet hat. Wenn es hier Probleme gibt, dann wird man das aufarbeiten.“

Denn auch die Geschichte hinter den Kunstobjekten sei wichtig. Das wissen auch jene zu schätzen, die dem Ethnologischen Museum verschiedene Objekte geschenkt haben:

„Wir haben zum Beispiel die ältesten Pukumani Poles [dekorierte Pfähle auf Grabmälern] aus Australien. Die Aborigines sind hierhergekommen und haben gesagt: „Ihr seid das einzige Museum auf der Welt, das diese Pukumani Poles zu Recht besitzt. Ihr habt sie zurückgeführt auf ihren Ursprung, ihr habt mit den Familien Kontakt aufgenommen, die diese Pukumani Poles gemacht haben. Es besteht eine große Sensibilität in dieser Richtung, auch was etwa südamerikanische Mumien angeht.“

Und das bedeutet harte Arbeit. Doch die Erforschung der Geschichten hinter alten Masken und Musikinstrumenten lohnt sich, findet Nesselrath. Begonnen hat mit dieser recht neuen Initiative Museumsleiter Mapelli. Nesselrath erinnert sich noch gut an einen Fall, …

 „wo er eine alte Dame aufgesucht hat, die als letzte noch einen gewissen Dialekt spricht. Und auf diese Art und Weise hat er den nochmal auf Band aufgenommen und so weiter. Das sind alles so Initiativen, die zu einem ethnologischen Museum dazu gehören. Und das wird hier betrieben – möglichst intensiv.“

(rv 25.05.2016 mk)

 








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