Österreich: „Wahlen waren ein Desaster für Katholiken“

Noch ist offen, wer der neue österreichische Präsident sein wird: Die Auszählungen der Wahlkartenstimmen bringen bis zum letzten Moment Spannung in eine tagelange und weit über Österreich hinausgehende Diskussion über den neuen Bewohner der Wiener Hofburg. Ob es Norbert Hofer oder Alexander Van der Bellen wird, entscheidet sich erst am Montagabend nach Auszählung der Wahlkartenstimmen. Die aktuelle ORF-Hochrechnung zeigt ein denkbar knappes Ergebnis.

Gerda Schaffelhofer ist Präsidentin der Katholischen Aktion Österreich (KAÖ). Sie sagt im Gespräch mit den Münchner Kirchenradio, dass diese Präsidentschaftswahlen aus katholischer Sicht ein Desaster gewesen seien. „Es ist bei diesen Wahlen nie darum gegangen, den geeignetsten Kandidaten zu finden, sondern es war von Anfang an eine Protestwahl gegen die Regierung Faymann und gegen die Regierungsparteien ÖVP und SPÖ“, so Schaffelhofer.

Dieser Protest gegen das bisherige politische Establishment habe zum zweiten Wahlgang geführt, bei dem ein rechtspopulistischer gegen einen linken Kandidaten antrat. Es fehlte die Mitte, so Schaffelhofer. „Das war völlig neu für Österreich und verbunden mit einer Polarisierung, die eine Schlammschlacht war“, so die KAÖ-Präsidentin.

Sie habe die Stellungnahme des Salzburger Weihbischofs Laun für Hofer und jene des katholischen Frauenverbands für Van der Bellen zur Kenntnis genommen. „Ich glaube aber nicht, dass es Aufgabe der Kirche ist, eine klare Wahlempfehlung zugunsten eines oder gegen einen anderen Kandidaten auszusprechen“, sagt Schaffelhofer. Es sei aber wichtig, dass Katholiken „die Kandidaten genauer unter die Lupe nehmen“.

Egal wer schließlich gewinnen wird, die Kirche werde als Brückenbauerin mithelfen, eine Gesellschaft aufzubauen, die die Menschen vereint, so die Präsidentin der größten katholischen Laienorganisation in der Alpenrepublik.

(diverse/muenchner kirchennachrichten 23.05.2016 mg)