2016-05-21 09:21:00

Flüchtlingsboot zu Fronleichnam: Glauben sichtbar machen


Ein Flüchtlingsboot als Altar für die Fronleichnamsmesse: Das Erzbistum Köln will ein deutliches Zeichen wider das Vergessen des Sterbens auf dem Meer setzen. Das Boot, sieben Meter lang, hatte 70 bis 100 Flüchtlingen Platz geboten, bis die maltesische Marine es treibend im Meer fand und die Menschen an Bord rettete. Jetzt hat das Bistum es gekauft, bringt es nach Köln und stellt es dort auf dem Roncalliplatz auf, als Altar zu Fronleichnam. Christus identifiziere sich so sehr mit diesen Menschen, dass er mitten auf diesem Boot sei; so drückt der Erzbischof der Stadt, Kardinal Rainer Maria Woelki es gegenüber der Zeitung Express aus. „Und wir, in diesem reichen Europa, haben die Pflicht, diesen Menschen ein neues Leben in Frieden, eine Lebensperspektive zu ermöglichen. Die Menschen werden kommen, denn die Fluchtursachen sind geblieben. Sie kommen, nur auf anderen Routen, die noch gefährlicher sind.“

„Die Fronleichnamsprozession finden wir in diesem Zusammenhang einen guten Aufhänger“, erklärt Ansgar Mayer, der Verantwortliche des Bistums für die Aktion. „Denn darum ging es auch mal im Grundgedanken von Fronleichnam; das Allerheiligste, den Glauben nach außen zu tragen und ihn im Leben wieder sichtbar zu machen. Das ist eine schöne Verbindung und jeder kann das Boot, das auch hier bleiben wird, an Fronleichnam in Köln sehen“.

Man habe den Eindruck gehabt, dass das Thema der Toten auf dem Meer in Vergessenheit gerate, durch die verschiedenen Maßnahmen zur Abschreckung sei der klassischer Fluchtweg über die Ägäis auch tatsächlich weniger genutzt worden. Das Problem ist aber nicht gelöst, erklärt Mayer. „Das zeigen auch die entsprechenden Zahlen. Die Routen haben sich einfach verlagert. Darum war es uns wichtig, das nochmal ins Gedächtnis zu rufen und auch haptisch klar zu machen. Ich glaube, dass so ein Boot helfen kann, das Thema wieder hierher zurückzutragen.“

Die Aktion kommt ein Jahr, nachdem das Bistum für die 23.000 auf dem Meer Umgekommenen die Glocken hat läuten lassen, für jeden ein Mal. „der Zusammenhang ist uns wichtig. Dem Kardinal ist es auch ein wichtiges Anliegen, die Glocken weiter klingen zu lassen“, sagt Ansgar Mayer.

Die Wahrheit müsse immer konkret sein, mahnt der Kardinal selber gegenüber der Zeitung Express an. „Und dieses Flüchtlingsboot ist konkret. Jeder kann es sehen. Und sich überlegen, wie es wäre, mit hundert anderen Menschen in diesem Boot auf dem Meer zu treiben.“

Und um das nicht wieder in Vergessenheit geraten zu lassen, werde das keine Einmal-Aktion, erklärt Ansgar Mayer: „Das Boot geht jetzt in den Besitz des Erzbistums über, weil wir es auch hier als Mahnmal behalten wollen“.

 

(domradio/rv/express 20.05.2016 ord)








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