2016-05-20 11:32:00

„Von Frieden reden, aber Waffen verkaufen“


Die jüngsten Stellungnahmen von Papst Franziskus über Waffenhandel überschneiden sich wieder einmal stark mit der Wirklichkeit. „Wenn es Kriege gibt, dann weil es Waffenhersteller gibt – was man zur Verteidigung rechtfertigen kann – und besonders, weil es Waffenhändler gibt“, hat Franziskus im Interview mit „La Croix“ gesagt. Der Blick geht da in ein Land wie Libyen. Das Militärbündnis Nato sucht derzeit Strategien zur Unterstützung der libyschen Regierung im Kampf gegen den sogenannten „Islamischen Staat“. Erst kürzlich hat sich die internationale Gemeinschaft für eine Aufhebung des 2011 verhängten Waffenembargos für Libyen ausgesprochen, woraufhin die libysche Regierung zu ihrer Unterstützung Kampfflugzeuge anforderte.

Der erfahrene Vatikan-Diplomat Erzbischof Silvano Tomasi hat den Heiligen Stuhl 13 Jahre lang bei der UNO in Genf vertreten. Er äußerte im Radio-Vatikan-Interview seine Einschätzung zum Fall Libyen:

„Die politische und soziale Lage in Libyen ist sicher sehr unterschiedlich zu jener in westlichen Ländern. Man muss das Terrain vorbereiten mit wirtschaftlicher und sozialer Entwicklung, man muss die Menschen zu einem Grad politischer Reife führen, so dass eine Regierung nach der Art westlicher Demokratien an die Macht kommen kann. Aber das kann man nicht erzwingen. Demokratie und die vorzuziehende Form einer Regierung müssen im Inneren der Bevölkerung und ihrer Kultur groß werden.“

Was die Frage der Herstellung und des Exports von Waffen anlangt, teilt Tomasi die kritische Haltung von Papst Franziskus voll und ganz.

„Das Problem des Waffenhandels ist eine der Fragen, die man nicht diskutiert, wenn man politisch um einen Waffenstillstand bemüht ist. Waffenherstellung und –export ist eine Industrie, die direkt an die Wirtschaft der reichsten Länder geknüpft ist. Die wirtschaftlichen Interessen, auch wenn sie nicht zu explizit sind, dominieren die Debatte und die Verhandlungen und beeinflussen in Wirklichkeit die politische Lage viel stärker als die öffentlichen Erklärungen. Also muss man sich wirklich fragen, warum es diesen Widerspruch gibt: Einerseits spricht man öffentlich von Frieden und macht Vorschläge, wie ein Zusammenleben ohne Gewalt gehen soll. Und andererseits gibt es viel realere und handgreiflichere Interessen daran, Waffen im Wert von Milliarden von Dollar zu verkaufen. Diese Waffen werden dann von Kriegsherren benutzt, um ihre persönliche Macht aufrechtzuerhalten und die Interessen der mit ihnen verbündeten Länder zu unterstützen.“

(rv 20.05.2016 gs)








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