2016-05-16 10:41:00

Papst nimmt Kardinal Lehmanns Rücktritt an


Papst Franziskus hat das Rücktrittsgesuch von Kardinal Karl Lehmann angenommen. Das gab der Botschafter des Papstes in Deutschland, Erzbischof Nikola Eterovic, am Pfingstmontag im Mainzer Dom bekannt. Lehmann war 30 Jahre lang Bischof von Mainz und feiert an diesem Montag seinen 80. Geburtstag. Der päpstliche Nuntius Eterovic äußerte sich bei einem Festgottesdienst zu Lehmanns 80. Geburtstag. Im Namen des Papstes dankte er Lehmann für den „beachtlichen Dienst“, den er für den Heiligen Stuhl geleistet habe.

Der scheidende Mainzer Bischof war jahrzehntelang eine der prägenden Gestalten der deutschen Kirche. Auch in diesen Tagen nahm er bei Abschiedsinterviews kein Blatt vor den Mund, wenn er Reformen in der Kirche anmahnte. Diese Klarheit paart Kardinal Lehmann allerdings mit Realismus: „Also, so schnell geht’s mit Reformen eben auch nicht! Wenn jemand wie Franziskus Papst ist, dann ändert sich in Rom nicht von heute auf morgen alles. Da kann man sich schon ärgern, wie langsam vieles geht; die Starrköpfe sitzen durchaus an verschiedenen Stellen. Da kann man nur hoffen, dass der Papst lange lebt, bleibt und die Kraft hat; diese Reformen, die notwendig sind, setzen ja auch reformfreudige Verantwortliche voraus. Da muss man also auch warten, bis Stellen besetzt werden können.“

Der Kardinal macht deutlich, dass er nichts von „Riesengemeinden XXL“ hält und dass es aus seiner Sicht einen Ständigen Diakonat der Frau geben sollte. Er spricht sich außerdem für eine Priesterweihe von in Ehe und Beruf bewährten Männern (viri probati) und für eine engere Zusammenarbeit von Priestern und Laien aus.

Am 2. Oktober 1983 wurde Lehmann im Mainzer Dom zum Bischof geweiht. Mit 47 Jahren war er der damals jüngste katholische Bischof in Deutschland. Lehmanns bischöflicher Wahlspruch „State in fide“ (Steht fest im Glauben) gab die Richtung seines künftigen Tuns an. Jetzt also der Ruhestand: „Aber zunächst habe ich mal Lust und Freude daran, wenn ich nicht mehr durch Termine geplagt werde, wenn ich mir Zeitpunkte von Ferien, Gestaltung von Sonntagen ganz frei vornehmen kann. Man macht sich vielleicht kein Bild davon, wie man in 33 Jahren gefordert wird von Aufgaben. Ich werde ein paar Monate brauchen, bis ich meine ganzen Akten gut geordnet habe, aber meine Träume, was ich vielleicht noch machen könnte, werde ich Ihnen nicht verraten. Erst wenn ich fertig bin, werde ich darüber reden, sonst werde ich noch einmal neu gehetzt - und das will ich nicht.“

Zunächst einmal Freude daran, nicht von Terminen geplagt zu sein

Seinen 80. Geburtstag feierte Kardinal Lehmann ohne Hetze mit vielen Prominenten und Weggefährten mit einem Festgottesdienst und einem anschließenden Empfang. Mit seinem Rücktritt beginnt für das Bistum Mainz ab Dienstag die Phase der Sedisvakanz. Sie endet mit der Wiederbesetzung des Mainzer Bischofsstuhls. „Das allererste und allerwichtigste ist, dass ich dem nicht hineinrede und schon gar nicht vorher öffentlich. Als ich damals nach Mainz kam, hab ich alle 14 Tage bei meinem Vorgänger einen Besuch gemacht und wollte auch einen guten Rat haben. Als ich dann irgendwann etwas über Personalpolitik sprach, sagte er: ‚Personal, Personal, Gott sei Dank vorbei!‘ Und schließlich sagte er mir nach ein paar Wochen: ‚Du musst nicht mehr kommen, du machst alles gut.‘ Wenn ich gefragt werde, stehe ich selbstverständlich zur Verfügung, aber sonst muss jeder seine eigene Verantwortung übernehmen. Im Allgemeinen geht das auch ganz gut, ich kenne kaum Fälle, wo es da Konflikte gab.“

Lehmann stand bald 33 Jahre an der Spitze des Bistums Mainz. Von 1987 bis 2008, also 21 Jahre, war er Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz. Anfang 2001 erhob ihn der damalige Papst Johannes Paul II. zum Kardinal. Eine Überraschung, wenn man bedenkt, dass es in den Jahren zuvor Meinungsverschiedenheiten mit dem Heiligen Stuhl gab, vor allem zum Thema Schwangerschaftskonfliktberatung. Lehmann gilt als Brückenbauer und „Mann des Dialogs“. Er steht für ein weltoffenes, lebensbejahendes Christentum und für ökumenische Offenheit. Diese Offenheit sieht er heute auch in der Deutschen Bischofskonferenz. „Ach die Bischofskonferenz ist gar nicht so leicht einzuschätzen, selbst für mich nicht. Es gibt wenige Leute, nach meiner Erfahrungen, die so einen sturen nicht dialogbereiten kirchenpolitischen Kurs haben. Die anderen, die haben die oder jene Sorge und sind da oder dort zurückhaltend. Aber meiner Erfahrung nach, kann man mit den allermeisten sehr gut reden.“ Als DBK Vorsitzender erwarb Lehmann sich den Ruf, in dem er bis heute steht, nämlich ein „Glücksfall für die deutschen Katholiken“ zu sein, ein „Brückenbauer“, ein „Mann des Dialogs“, ein „Mann von unerbittlicher Friedfertigkeit“.

 

(rv/kna 16.05.2016 pdy)








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