2016-05-14 13:45:00

Unzufriedene Eltern bedeutet unzufriedene Kinder


„Das große Problem ist, das Benachteiligung sich gegenseitig verstärken. Das es sein kann, dass die Kinder unzufriedener sind. Umgekehrt ist es so, dass Kinder, die unzufriedener sind, auch häufiger zu Risikoverhalten, wie Rauchen oder Alkohol trinken, neigen. Das heißt, diese verschiedenen Ebenen, in denen sich ein Kind entwickelt, gleichmäßig gut ausgestattet sein sollen, können einen negativen Entwicklungsprozess in Gang bringen.“ – Rudi Tarneden, UNICEF

Damit Kinder sich nicht negativ entwickeln, darum kümmern sich oft Kinder- und Jugendclubs. So auch das Don Bosco Haus in Chemnitz Sonnenberg. Ein sozialer Brennpunkt, wie Pater Johannes Kaufmann den Bezirk beschreibt. Die meisten Kinder, die zu ihm in den Club kommen, haben arbeitslose Eltern, gehen meist auf eine Lernförderschule. Wie Papst Franziskus sagen würde, die Peripherie der deutschen Gesellschaft. Auf den ersten Blick, sind diese Kinder genauso zufrieden wie andere Kinder, aber eben nur auf den ersten Blick, beobachtet Kaufmann. „Warum aber sind diese Kinder weniger zufrieden? Ich glaube, weil sie weniger Chancen haben und das vom ersten Tag an spüren. Sie spüren, angefangen von materiellen Möglichkeiten, Eltern können ihnen nichts bieten, aber sehr stark auch im Bereich, dass Eltern keine Zeit für ihre Kinder haben, obwohl sie arbeitslos sind. Dennoch sind diese Kinder oft der Erfahrung ausgesetzt, dass die Eltern keine Zeit für sie haben. Oft nicht das Interesse zeigen, was aber notwendig wäre.“

Arbeitslose Eltern, die selber nicht gestalten können, die selber unzufrieden mit ihrer Situation sind, übertragen genau diese Unzufriedenheit dann auch auf ihre Kinder, denkt sich Kaufmann. Viele Eltern aus sozial schwachen Bereichen schaffen es nicht, das zu kompensieren, weil sie selber nie gelernt haben, selbstbewusst zu sein oder Vertrauen in sich selbst zu haben. „Wenn ich selber in mir keinen Halt habe, kann ich den auch anderen nicht geben. Dann habe ich auch nicht die Freiheit sinnvolle Dinge für andere zu tun. Wir kriegen hier ganz oft mit, dass Kinder ein Zweck sind. Die Eltern brauchen jemanden, der sie liebt und Kinder lieben ihre Eltern. Aber ich glaube, damit Kinder zufrieden und glücklich aufwachsen können, brauchen sie einen Wert in sich.“ Genau diesen Wert können häufig die Eltern nicht vermitteln, da sie selber ihren Wert nicht sehen, weil sie meinen, die Gesellschaft brauche sie nicht. Im Grund genommen das Gegenteil vom Burn-Out, gefangen in einer Art Lethargie, versucht Kaufmann den Teufelskreislauf zu beschreiben.

Im Don Bosco Haus in Chemnitz versucht man diesen Teufelskreislauf zu durchbrechen. „Im Grunde genommen versuchen wir das mit ganz banalen Dingen. Wir signalisieren jedem Kind, das ins Haus kommt ‚Wir freuen uns, dass du hier bist, wir haben Interesse daran, was du tust, wenn du malst oder spielst’. Das ist eine ganz wichtige Botschaft, die wir senden können.“ Und neben dem Interesse und der Verstärkung gibt es ein vielfältiges Angebot, dass sich für viele sehr banal anhört, für die Kinder aus Sonnenberg aber die Welt bedeuten können. „Das kann man sich oft gar nicht vorstellen. Die meisten Eltern der Kinder hier haben kein Auto. Also sind die Kinder noch nie aus dem Stadtteil rausgekommen. Die haben keine Ahnung, was eine Autoraststätte ist, wie benehme ich mich da. Ganz banale Dinge, die für Mittelschicht Kinder normal sind, sind für diese Kinder ganz ungewohnte Realitäten. Und wir versuchen einfach, die Kinder mitzunehmen und Erfahrungen machen zu lassen und auf Fahrten zu gehen.“

Letztes Jahr waren sie zum Don Bosco Jubiläum mit zwei Reisebussen voller Kindern in Italien. Für viele der erste Urlaub ihres Lebens außerhalb der eigenen Stadt. Eine Möglichkeit auch mit anderen Kindern mitreden zu können, weil sie durch den Don Bosco Jugendclub Dinge erleben können, die sie sonst nicht erleben könnten. Von einer Autofahrt bis hin zum Sommerurlaub. „Wir erschließen Welten und damit die Möglichkeit teilzuhaben und ich glaube, dass schafft Zufriedenheit und verändert viel.“

(rv 15.05.2016 pdy)








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