In der neuen Debatte über ein etwaiges Diakonat der Frau hält der Münsteraner Kirchenhistoriker Hubert Wolf Änderungen für möglich. Wenn Papst Franziskus nun eine Kommission einrichten wolle, „ist es zumindest theoretisch möglich, dass die Ergebnisse dieser Kommission zu Änderungen führen“, sagte Wolf der Katholischen Nachrichtenagentur am Freitag in Münster.
„Franziskus hat eine Diskussion wieder eröffnet, die viele für beendet hielten.“ Der Papst hatte am Donnerstag angekündigt, er wolle eine Kommission einrichten, um eine Zulassung von Frauen zu diesem Weiheamt aus historischer und theologischer Sicht zu prüfen.
Zum Stand der Forschung sagte Wolf: „Es besteht kein Zweifel, dass es über Jahrhunderte in der Kirche Diakoninnen gab, die in einem analogen Ritus wie dem für Männer ordiniert wurden: Diakoninnen gab es in der alten Kirche, in der Ostkirche ohnehin und bei uns in der Westkirche bis ins 12. oder 13. Jahrhundert.“ Die Ankündigung des Papstes bedeute, dass offene Fragen gestellt würden, deren Antworten noch nicht bekannt seien. Sollte die historische Überprüfung ergeben, „dass es in der Tradition über 1.000 Jahre Frauen gegeben hat, die eine sakramentale Diakonatsweihe gehabt und vielleicht auch während der Messe das Evangelium verkündet haben - eine der vornehmsten Aufgaben dieses Amtes - dann kommt man an diesem Faktum nicht vorbei“, betonte Wolf. Dann stelle sich nicht mehr die Frage, „ob es dies geben darf oder nicht“.
Deutlich zurückhaltender äußert sich hingegen die italienische Historikerin Lucetta Scaraffia, Leiterin der Frauenbeilage der Vatikanzeitung „L’Osservatore Romano“. Sie freue sich zwar über die Ankündigung des Papstes, eine Studienkommission zum Frauendiakonat einzurichten. Aber angesichts des Widerstands innerhalb der kirchlichen Hierarchie seien Neuerungen aus ihrer Sicht nur schwer vorstellbar.
In der Tageszeitung „Il Messaggero“ schreibt Scaraffia, dem Papst sei offenbar bewußt, „dass in vielen Teilen der Welt angesichts des Priestermangels Frauen einige der Aufgaben von Priestern übernehmen“. Franziskus gebe zu verstehen, dass der „Ausschluss“ der Frauen vom Diakonenamt „nicht auf Dogmen und auch nicht auf der religiösen Tradition beruht, sondern dass es da um Normen und einen bestimmten historischen Kontext geht“.
Scaraffia findet es „noch mutiger“, dass Papst Franziskus Ordensschwestern aufgerufen habe, „sich zu weigern, wenn sie zu Diensten aufgefordert werden, die gar keine Arbeit für die Kirche sind, sondern ein Service für Priester, zum Beispiel Hausarbeiten“. Frauen seien in der Kirche keine „Untergebenen“. Wenn die Ordensfrauen den Aufstand probten und sich subalternen Rollen verweigerten, dann könne und werde sich etwas ändern in der Kirche, sagt Scaraffia voraus.
(kna/messaggero 14.05.2016 sk)
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